282 Geologie und Geschichte. Gebirge, und schwerlich über breite Meeresarme zu suchen; den bequemsten Weg bot das Donauthal dar. Schon im Jahre 1856 fand ich auf dem südlichen Steilufer der Donau bei Semlin eine viele Fuss dicke Lehmschicht mit alten Topfscherben, Thier knochen und Wirbeln von Süsswasserfischen, worüber ich in der sechsten Sitzung der Geologen zu Wien in demselben Jahre einen kurzen Bericht erstattete. 1863 beobachtete ich eine ganz analoge Ablagerung auf den Weinbergen bei Paulis unweit Arad, mehr als 200 Fuss über der Maros. Die Wiener Geologen haben diese, später mehrfach im Donauthal beobachtete Ablagerung, wegen der Topfscherben „Häferleschicht“ genannt. Kerner brachte sie in seinem schönen Werk über das Pflanzenleben der Donauländer 1863 in Verbindung mit den sogenannten Kuma- nierhügeln der ungarischen Ebenen, die er für den Pfahlbauten der Schweiz analog hält, aus einer Zeit herrührend, in welcher das grosse ungarische Becken noch theilweise von Wasser be deckt war und einen Landsee bildete. Vielleicht bilden diese, jedenfalls sehr alten Beste menschlicher Wohnstätten ein verbin dendes Glied in jener durchaus vorhistorischen Völkerwanderung. Man hat Anfangs geglaubt, die Urbevölkerung der Schweiz habe sich nur in den Seen angesiedelt. Es sind indessen ganz gleiche Geräthe und undeutliche Spuren von Wohnungen auch auf dem Lande, auf erhöhten Punkten', und von Gräben oder Wällen umgeben, aufgefunden worden, so zu Berg am Irgel (am Ebers berge) u. s. w. Da hat man also den Schutz gegen Feinde auf andere Weise gesucht. Sehr natürlich ist es, dass von diesen Ansiedelungen auf dem Lande sich weit weniger Reste bis in die Neuzeit erhalten haben, da sie nicht durch Wasser und Schlamm oder Torf geschützt waren. Es ist ungefähr derselbe Grund, aus welchem man in den Schichten der Erde viel mehr Ueberreste von Meeresorganismen als von Landbewohnern versteinert vorfindet, weil die letzteren meist verwesten, ehe sie von neuen Schichten bedeckt wurden. Da gar keine historischen Nachrichten darüber vorhanden sind, so ist es kaum möglich, die Zeit zu bestimmen, in wel cher diese merkwürdigen Pfahlbauten bewohnt waren; höchstens