276 Geologie und Geschichte. liehe Wohnungen auf Pfahlwerken ziemlich weit in den See eingebaut waren. Professor Keller in Zürich hat das Ver dienst, diese Ansiedelungsspuren aus vorhistorischer Zeit zuerst als solche Pfahlbauten bestimmt erkannt, und in seinem Werke: „Die keltischen Pfahlbauten in den Schweizerseen“ 1861, sehr sorgfältig beschrieben zu haben. Seitdem hat man an den Rändern zahlreicher anderer Seen der Schweiz, Bayerns, Oesterreichs und Oberitaliens, und neuerlich sogar in Mähren, Mitteldeutschland, Mecklenburg und Pommern, ähnliche Ueberreste in grosser Menge auf gefunden. In der Schweiz allein wurden nach und nach die Ueber reste von mehr als 150 jetzt unterseeischen, von Schlamm oder Torf bedeckten Pfahldörfern entdeckt, und unzählige Gegen stände vorhistorischer Industrie aus dem Schlamm ausgegraben, der von den schweizerischen Alterthumsforschern nicht un passend als „ CulturSchicht“ bezeichnet zu werden pflegt. Diese Hüttendörfer waren also, ähnlich wie die Paläste Venedigs, auf eingerammten Baumstämmen im Wasser erbaut, offenbar um ihre Bewohner gegen Eaubthiere oder menschliche Feinde besser zu schützen, oder um wenigstens vorübergehend als bequeme Fischstationen zu dienen. Es ist das eine An siedelungsweise, die sich mit kleinen Modificationen zu den verschiedensten Zeiten und in den verschiedensten Ländern wiederholt hat. Ganz ähnlich haben Malaien und Chinesen sich zu Pangkok und an den Küsten von Borneo angebaut, die. Papuas an der Nordwestküste von Neu-Guinea, und eben so die Indianer Südamerika’s in den Lagunen von Maracaglo, weshalb die Spanier bei ihrer Entdeckung diese Gegend Vene zuela (Klein-Venedig) nannten. Herodot beschreibt von den Päoniern bewohnte Pfahldörfer im See Prasias in Thracien (Hist. lib. V, cap. 16). In gewissem Grade erinnern daran auch die von Cäsar bell. gall. VIH, 23 beschriebenen Holz festungen der Gallier; etwas durchaus den Schweizer Pfahl bauten Analoges ist aber schon seit längerer Zeit in Nord- England und in Irland aufgefunden, und 1836 von Wilde