Geologie und Geschichte. 273 es oft unmöglich, einen ganz bestimmten Anfangs- oder End punkt ihrer eingreifenden Wirkung zu bezeichnen. Die Perioden die wir unterscheiden, sind daher mehr oder weniger willkürlich nach localen Vorgängen von einander abgetrennt, und können, wie die Abtheilungen des naturhistorischen Systematikers, nur zur bequemeren Uebersicht und Handhabung dienen, nicht aber zu einer wirklichen Trennung des Ungleichen. Selbst wenn wir, in der Menschengeschichte z. B., eine vorchristliche von einer christlichen Zeit trennen, so ist der Beginn der letzteren fast für jedes Land ein anderer, und sie hat in vielen noch gar nicht angefangen. Die Methode der Untersuchung ist für Geologie und Ge schichte in mehrfacher Beziehung übereinstimmend. Wie der Geschichtsforscher aus der Lage und Beschaffenheit uralter s. Geräthe seine Schlüsse ableitet, so der Geolog aus der Lage und Beschaffenheit fossiler Ueberreste von Organismen; wie der Geschichtsforscher oft seine Zeiträume durch besonders hervorragende Männer und deren Thaten charakterisirt, so der Geolog durch besonders auffallende und verbreitete Formen, die sich als Versteinerungen (sogenannte Leitmuscheln) vor finden; die räumliche Verbreitung der letzteren entspricht der jenigen des umgestaltenden Einflusses jener; wie der Geschichts forscher die Reste alter Bauwerke untersucht und daraus auf locale Zustände und Vorgänge schliesst, so folgert der Geolog aus den Lagerungsverhältnissen der Gesteine. Das gilt bei dejn Geschichtsforscher besonders für die ältesten Zeiten; für die neueren gesellen sich dazu die Traditionen und die schriftlichen Nachrichten, die aber der Fälschung und dem Irrthum fast noch mehr ausgesetzt sind als die wohlerhaltenen Ueberreste der menschlichen Thätigkeit. Solche Nachrichten aus der Menschen periode sind aber auch für den Geologen von grossem Werth, und beanspruchen in der Geologie wie in der Geschichtsfor schung dieselbe Kritik und umsichtige Combination. Für beide, für den Geschichtsforscher wie für den Geologen, ist das all gemeine Resultat aus zahlreichen localen Vorgängen abzuleiten, die nicht immer in unmittelbare Verbindung gebracht werden Cotta, Die Geologie der Gegenwart. 4. Aufl. 18