Die Geologie und Darwin. 263 Stoffverschiedenheiten, was bei den Organismen kaum der Fall sein dürfte, und dass Mineralindividuen nicht sterben wie Thiere oder Pflanzen, sondern nur durch äussere Einwirkungen zerstört oder umgewandelt werden können. Die Darwin’sehe Theorie ist nach dem Allen als solche nur auf Organismen, nicht auf Mineralbildungen anwendbar. Aber diese Theorie seihst entspricht einer Anwendung unseres Entwickelungsgesetzes (S. 207) auf das organische Lehen. Das allgemeine Gesetz lautet: Die Mannigfaltigkeit ist Folge der Summirung der Einflüsse, nimmt also mit der Zahl und Verschiedenheit der letzteren zu; jedes Frühere bedingt zugleich Späteres. Dieses Gesetz der Differenzirung lässt sich auf die Materie überhaupt (Welten bildung), auf das Unorganische der Erdhildung, auf die Ent wickelung des organischen, und seihst des geistigen Lehens anwenden. Eine grosse Schwierigkeit für das richtige Verständniss und die bereitwillige Aufnahme der Darwinschen Lehre besteht offenbar in der Beschränktheit des Zeithegriffs der meisten Menschen, ja sogar vieler Naturforscher. Es ist nicht leicht, sich von jeder Zeitbeschränkung loszureissen, und doch ist das durchaus nöthig, wenn fasslich werden soll, dass die ganze ungeheuere Reihe der Organismen durch allmälige Um bildung aus einander hervorgegangen sein könne. Eine Million Jahre erscheint uns sicher schon sehr viel; dieser immense Zeitbegriff schrumpft aber für die vorliegende Aufgabe vielleicht zu einem unerheblich kleinen Zeitraum zusammen. Das Rechnen nach Jahren, Jahrhunderten, oder Jahrtausenden hört da über haupt auf. Wenn wir uns aber durch die Zeit nicht beschränken lassen, so ist die Erklärung der ganzen Reihe auf einander folgender Formen durch allmälige Umgestaltung nicht schwie riger, als die der Abzweigung einer Varietät von einer Art. Genau genommen tritt in der Geologie überall derselbe Fall ein, nur meist nicht so in die Augen fallend. Um irgend ein Thal durch Auswaschung in der neuesten geologischen Periode zu erklären, oder um irgend eine jener mächtigen Kalkstein-