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Die Geologie und Darwin. 213 selbst und absichtlich beschränkt, indem er den Ursprung der organischen Formenverschiedenheiten nicht bis zu ihrem ersten Anfang und nicht bis zu ihrem letzten Resultate verfolgt, son dern wie ein Geschichtsforscher, — der nicht eine allgemeine Weltgeschichte, sondern die Fortschritte und Bewegungen der Völker in einem bestimmten Zeiträume darstellen will — die ersten Formenunterschiede als gegeben annimmt, um daraus die ferneren abzuleiten, ohne diese Ableitung bis auf den Menschen auszudehnen. Es ist selbstverständlich, dass die Consequenzen dieser Theorie rückwärts zu einem möglichst einfachen Ursprung, etwa zur organischen Zelle, und aufwärts bis zum Menschen führen. Diese letztere Ausdehnung der Theorie hat Darwin selbst, aber erst in seinem neuesten Werke über den Ursprung des Menschen, versucht. Darwin hat mit grosser Bescheidenheit hervorgehoben, dass seine Ansichten nicht durchaus neu sind. Sein eigener Grossvater hat ähnliche Ideen gehegt, wie schon Jean Paul in seinem Museum (1814 III, § 5) berichtet, v. Bär hat vor dreissig Jahren in einer zu Königsberg gehaltenen Rede über das allgemeine Gesetz der Natur etwas der Art ausgesprochen, und auch Lamarck und v. Goethe haben die Umgestaltung der organischen Formen zu erklären versucht; aber v. Bär führte die Umbildung auf die fortschreitenden Siege des Geistes über den Stoff zurück, und Lamarck vorherrschend auf die Uebung und, in Folge davon, Entwickelung einzelner Organe. Auch Oken suchte 1819 in seiner naturphilosophischen Weise die Ent stehung des Menschen durch Entwickelung einer Thierform zu erklären. Ich übergehe hier Bemerkungen Uber die Spuren ähn licher Ansichten, welche sich bei Geoffroy und Isidore Saint-Hilaire, W. Hebbert, Haldeman, Omalius d’Halloy, H. Spencer, Naudin, Wallace, Huxley, und dem Verfasser der Vestiges of creation finden. Aber Dar win verband mit der Anpassungs- und Descendenztheorie Lamarck’s die Lehre von der natürlichen Auswahl und von dem nothwendigen Kampfe ums Dasein, und er war jedenfalls der Erste, welcher die Mannigfaltigkeit der Ursachen durch