Ueber das Entwickelungsgesetz der Erde. 197 Ist es bereits gelungen, organische Stoffverbindungen künstlich, aus unorganischen Elementen, herzustellen, — was ebenfalls erst eine Errungenschaft der neuesten Zeit ist — so darf man auch hoffen, noch die Bedingungen zu finden, unter welchen Zellen, und aus diesen Organismen entstehen. H. Gr. Bronn sagte in einem Vortrage, den er 1858 zu Stuttgart hielt: „Wir wissen und weisen durch Berechnung nach, dass die Weltkörper ihre sphäroidische Formbildung der gemeinschaftlichen Wirkung der Anziehungskraft und der Achsendrehung' verdanken; — wir sehen die prismatischen Krystall-Formen der Mineralien noch täglich als Folge chemi scher Thätigkeit entstehen; — dagegen kennen wir keine Naturkraft, welche Pflanzen und Thiere hervorbrächte, die nicht abstammen von anderen bereits vorhandenen als neue Einzel wesen alter Arten. Aber wie sind die ersten Stammältern dieser Organismen-Arten entstanden? Dies ist das grosse Räthsel, dessen Lösung uns selbst jene Materialisten schuldig bleiben, welche auch in den organischen Bewegungen nichts anderes als die Wirkungen derselben chemischen und mechani schen Naturkräfte erblicken wollen, welche die Mineralien und Welten hervorbringen. Wohl mag sich die Bewegung des Flüssigen in, nach und aus den Organismen grösstentheils als ein rein physikalischer Vorgang, mag sich die Mischung und Entmischung der Stoffe bei ihrer Bildung als eine chemische Thätigkeit erklären lassen, aber sicherlich nicht die organische Gestaltung, die harmonische Zusammenpassung der einzelnen Bestandtheile, die Zweck-bewusste Bewegung des ganzen Einzel wesens! Während das Welt-Sphäroid und derKrystall als solche nur abgeschlossene Erzeugnisse vorhandener Stoffe und Kräfte sind, entwickelt sich der Organismus für eine erst kommende Bestimmung. Wählen wir die Biene zum Beispiele. Wir sehen an ihrem Eie, wenn es zur Made wird, sich Mund und Ein geweide entwickeln, um sie zu ernähren; wir sehen an ihrer Puppe Eierstöcke entstehen zur Fortpflanzung, Krallen zum Festklammern, Flügel zum Fluge, eine Zange zur Aufnahme des Honigsaftes aus den Blumen, Fühler zum Tasten und Riechen,