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Vorkommen der Erzlagerstätten. 177 die Erzlagerstätten, wie die eruptiven oder sedimentären Gesteine, zu den allgemeinen und unregelmässig vertheilten Bestandmassen der festen Erdkruste gehören. Man hat allerdings zuweilen grosse Metallzonen unter scheiden zu können geglaubt, welche sich, beinahe geraden Linien folgend, in bestimmten Richtungen ausdehnen sollten. Bei näherer Untersuchung ergaben sich dieselben aber stets als sehr illusorisch; ganz abgesehen davon, dass ihre Theile nicht in unmittelbarem Zusammenhänge stehen, sondern die einzelnen Erzgebiete — die man einer grossen Zone angehörig glaubte — durch sehr bedeutende Lücken von einander ge trennt sind, fehlt ihnen auch jede bestimmte Abgrenzung nach der Breite; das heisst es finden sich neben jeder solchen idealen Zone immer wieder so viele vereinzelte Erzregionen, welche dasselbe Recht der Zugehörigkeit beanspruchen können, dass dadurch alles Zonenartige verloren geht; dieser Umstand tritt noch deutlicher hervor, wenn man ausser den bergmännisch wichtig gewordenen Lagerstätten auch diejenigen berücksichtigt, welche aus irgend einem Grunde nicht bearbeitet werden, während sie doch für die Wissenschaft eine gleiche Bedeutung haben. Wir müssen bedenken, dass die Bauwürdigkeit von Lagerstätten oft von mancherlei örtlichen Bedingungen abhängig ist, die von ihrer Natur an sich ganz unabhängig sind. Die Preise des Bodens, der Arbeitskraft, die Lage und Zugänglich keit, der Mangel oder Ueberfluss von Wasserkraft, ja selbst die Concurrenz bereits bestehender Werke üben einen Einfluss darauf aus. Aber selbst wenn man nur den gangbaren Berg bau auf Gold, Silber und Blei, oder eine ähnliche Gruppe von Metallen deren Erze oft zusammen Vorkommen, berücksichtigt, so ergiebt sich, dass in Europa beinahe alle Gebirgsgegenden etwas davon enthalten, dass auch die reichsten nicht in einer bestimmten Zone liegen', und dass man mit hinreichender Phantasie eine grosse Zahl solcher Zonen construiren könnte, die aber alle wissenschaftlich wie praktisch werthlos sind. Für einzelne Gegenden, d. h. in sehr beschränkter Aus dehnung, lassen sich dergleichen erzreiche Zonen wohl fest- Cotta, Die Geologie der Gegenwart. 4. Aufl. 12