Die sedimentären Formationen. 83 Es versteht sich von selbst, dass die gleichzeitigen Ab lagerungen in den verschiedenen Gegenden eine sehr ungleiche Mächtigkeit haben. Ueberhaupt ist auf die Mächtigkeit der Schichten nur ein untergeordneter und ganz localer Werth zu legen. Wir sehen oft, dass eine einzelne Schicht im Abstand einiger hundert Schritte ihre Mächtigkeit verdoppelt, oder dass sie vollständig verschwindet. Ganz dasselbe gilt natürlich auch für ganze Systeme von Schichten bei grösseren Ent fernungen. Wenn sich daher die Mächtigkeit einer zusammen gehörigen Schichtengruppe — z. B. einer devonischen — irgendwo zu 5000 Fuss ergiebt, so können die denselben Zeitraum repräsentirenden Schichten in einer anderen Gegend möglicher Weise nur 50 Fuss mächtig sein. Darum lässt sich denn auch aus der localen Mächtigkeit der Ablagerungen nur mit sehr grosser Vorsicht, und nie sicher, auf die Dauer ihrer Bildungsperiode schliessen. Von Interesse würde es allerdings sein, wenn man für jeden geologischen Zeitraum das Maximum der Schichtenmächtigkeit bestimmen könnte; vergleichen Hessen sich diese Maxima aber auch nur dann, wenn sie aus gleich artigem Material beständen. In vorstehender Tabelle sind die Hauptschichtenreihen dreier Gegenden Mitteleuropas zusammengestellt. Vergleicht man damit den Schichtenbau anderer Erdräume, so ergeben sich z. Th. be deutende Verschiedenheiten und nicht selten grosse Zeitlücken, d. h. local fehlen für beträchtliche Zeiträume oft alle Ablagerungen. Dafür mögen folgende drei Beispiele zum Beweis dienen. 1) In dem sehr selbstständigen und von seinen Nachbar ländern durch alte Gebirgsketten abgeschlossenen geologi schen Becken Böhmens fehlen zunächst alle erratischen Bildungen der Diluvialzeit. Die Tertiärzeit ist fast nur durch braunkohlenhaltige pliocäne und miocäne Formationen vertreten; darunter folgen unmittelbar Ablagerungen der Kreideperiode, Quadersandstein und Pläner, ganz ähnlich wie in Sachsen. Titon-, Jura- und Triasperiode sind dagegen gar nicht vertreten, die Dyasperiode nur durch das Rothliegende, die Kohlenperiode durch die echte Steinkohlenformation. ■v 6*