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1186 5 - kommen, der überschüssige Gast treibt daher von den Markstrahlen au< Adventivknospen selbst durch alte Stammrinde hindurch, was sich alle Jahre wiederholt. Dies ist der Anfang der Maserbilduag. Am häufigsten findet man diese Maserbildung an den unteren Partien des Stammes, unmittelbar über dem Wurzelftock und zwar bei Laubhölzern, während bei Nadelhölzern die eigentliche Maserbildung selten vorkommt. Sprecher zeigt als Urbild derselben einen Kieferntrieb vor, an welchem eine Menge von Adventiv knospen in dichtem Gedränge hervorgebrochen sind und einen knollen förmigen Körper bilden. Man findet Maserknoten häufig auf unfern Promenaden an Linden (z. B. vom Petersthore bis zur Wasserkunst bei 7 bis 8 Linden), weniger häufig an Kastanien, namentlich aber an Rüstern im Rosenthale. An einem Stücke, wahrscheinlich Rüsterholz, welches der Sprecher bei Herrn Gewehr fabrikant Moritz gefunden, zeigte er recht deutlich durch passend ausgeführte Schnitte den Verlauf des Masergewebes und wie die Blättchen aus den Markstrahlen sich entwickeln und in Knospen- zuführungScanäle umgewandelt sind. Das betreffende Stück war von dem Wurzelstock und bemerkte daher Sprecher, daß die Ad- ventivwurzeln sich ganz wie die Adventivknospen verhalten. Ferner zeigte Herr Prof. Roßmäßler zwei Stückchen Eichen holz vor, welche ihm von Herrn Prof. Mettenius zu diesem Zwecke gütigft überlassen worden waren und welche eigentlich als das Prototyp der Filigranarbeit angesehen werden können. Es ist dies jedoch keine echte Maserbildung, sondern eine Vernarbungs erscheinung. Die ganze Fläche ist nämlich wie mit sehr feinen, innig verschlungenen Fäden überdeckt. Der Sprecher glaubt, daß dieses V'cnarbungSholz dadurch entstanden sei,' daß dieser Eiche im Mai, in welcher Zeit jeder Baum sehr reich an Bildungssaft ist, durch einen Sturm oder durch den Blitz ezn starker Ast ab gerissen wurde, daß der absteigende Saft auSftrömte und nach und nach in Zeit von 5 bis 6 Jahren diese Knollen bildete. — Der Redner zeigte noch mehrere Beispiele von durch Anschoppungen von Säften entstandenen Knollen vor, so wie auch einen eigen- thümlich gewundenen Ast einer Kiefer. Die Waldbewohner pflegen zuweilen, um einen Weg leicht wieder zu finden, die Spitzen junger Kiefern oben in einen Knoten zusammen zu binden; wird der Knoten nicht wieder gelöst, so wächst der Trieb in dieser Lage fort und so mochte auch das vorliegende merkwürdige Exemplar ent standen sein. Das maserhaltige Holz wird bekanntlich von oen Tischlern und Holzarbeitern sehr gesucht, indem es polirt ein lehr schöne- Ansehen zeigt. Herr Prof. Roßmäßler zeigte schließlich mehrere schön polirte Maserproben vor, die er der Güte des Herrn Bauer verdankte; unter diesen war vorzüglich zu bemerken Nuß^ baumstammmaser, Nußbalimwm zelmaser und amerikanische Eichen maser. (Fortsetzung folgt.) Sonntagsschule der polytechnischen Gesellschaft. Leipzig, 17. März. Heute Nachmittag beging die Sonn- tagSschule der hiesigen Polytechnischen Gesellschaft ihre Jahresver sammlung im großen Saale der Buchhändlerbörse, zu welcher sich ein außerordentlich zahlreiches, alle Räume füllendes Publicum eingefunden hatte. Der Direktor der Polytechnischen Gesellschaft, Herr vr. Hirzel, eröffnete die Feier mit einer Ansprache an die Schüler, in welcher er denselben dringend ans Herz legte, sich über Umfang, Reihenfolge, Ausdehnung ihrer Studien vor Allem klar zu werden, auf dem erwählten Wege muthig und aus dauernd fortzuschreiten und sich nie von dem Gedanken zu trennen, daß der Gewerbtreibende unserer Zeit gar nicht genug lernen könne, daß eine in der Jugend erworbene tüchtige Bildung die sicherste Grundlage für das ganze spätere bürgerliche und gewerbliche Leben sei, und daß namentlich dann, wenn die Gewerbefreiheit eingeführt sein wird, nur der tüchtige Gewerbtreibende sich Hoffnung auf immer gedeihlicheres Emporschwingen machen könne, während der ungebildete Handwerker stets im Nachtheile bleiben werde. Hierauf ergriff der Direktor der polytechnischen Schule, Herr Schöne, das Wort, um eine kurze Uebersicht über das verflossene Schul jahr zu geben. AuS derselben war zu entnehmen, daß die Schule von 715 Schülern besucht war, welche in 29 Classen von 16 Lehrern Unterricht erhielten. Ueber Fleiß, Fortschritte und regelmäßigen Schulbesuch der großen Mehrzahl konnte sich der Direktor nur lobend und anerkennend aussprechen. Auf Verwendung des Direk toriums erhielten die 34 besten Schüler Belobigungsdecrete von Seiten deS k. Ministeriums des Innern, 54 andere Schüler, deren Betragen und Leistungen ebenfalls Anerkennung verdienten, erhielten Bücherprämien, deren Beschaffung durch die Liberalität zweier hiesiger Verlag-Handlungen sehr wesentlich unterstützt worden ist. Zum Schluffe sprachen noch zwei der obgchenden Schüler Worte des Dankes gegen die Polytechnische Gesellschaft und ihr Direktorium, sowie gegen die Schule und ihre Lehrer und Worte deS Abschieds an die zurückbleibenden Schüler aus. Im unteren Saale der Buchhändlerbörse war eine sehr reiche Ausstellung der verschiedensten Arbeiten und Leistungen der Schüler Veranstalter. Diese Ausstellung bot rm Ganzen einen höchst an genehmen Anblick, und bei genauerer Prüfung dir Einzelheiten mußte man mit einem Gefühl lebhaftester Befriedigung sich sagen, daß Lehrlinge, die solches leisten, gewiß einmal als recht tüchtige Mitglieder des ehrenwerthen Gewerbestandes diesem und der Anstalt, welcher sie so viel verdanken, alle Ehre machen werden. Die amerikanische Larifbiii. Die Hoffnung, daß die bereits erwähnte Tarif-Bill, welche der Senat deS nordamerikanischen Eongresses angenommen, vom Repräsentantenhause werde verworfen werden, ist nicht in Erfüllung gegangen; die Bill ist in beiden Häusern angenommen und wird durch die Unterschrift des Präsidenten ohne Zweifel in diesem Augenblick bereits Gesetz sein, daS mit dem bevorstehenden 1. April ins Leben tritt. Der unangenehme Inhalt dieser Botschaft wird indeß wenigstens einigermaßen gemildert durch die Mittheilung, daß die Annahme der Bill nur erfolgt ist, nachdem die ursprüng liche Fassung derselben sehr bedeutende Abänderungen erlitten hatte. So sind, was besonders wichtig für unfern Handel ist, alle auf die Abschaffung des Freilager-Systems bezüglichen Artikel des Entwurfs beseitigt und eS bleibt also das jetzige System auch ferner ungestört bestehen. Auch die fremden Wollwaaren sind schließlich noch besser weggekommen, als die ursprüngliche Fassung der Bill beabsichtigte. Eine für alle Importeure wichtige Bestim mung de« neuen Tarifs lautet: „Alle Güter, Maaren und Han delsartikel, welche innerhalb 15 Tagen nach Passirung dieses Ge setzes an Bord nach den Vereinigten Staaten bestimmter Schiffe sind und alle Güter, Waaren und Handelsartikel, welche am 1. April d. I. sich auf Lager oder in öffentlichen Lagerhäusern (publio Store,) befinden, sind den Zollsätzen unterworfen, welche vor oder zur Zeit der Passirung dieser Acte in Kraft waren und alle solche, zur Zeit der Passirung dieser Acte auf Transitslager befindlichen Güter, deren Zoll durch diese Acte vermindert wird, können gegen Zahlung des darin erwähnten Zolles für Consum emclarirt werden."» Betrübend bleibt es immerhin, daß Präsi dent uno Eongreß der Union bei dem Austritt aus ihrer jetzigen öffentlichen Wirksamkeit ein so traurige-Vermächtniß hinterlaffen; die Tarifdill ist und bleibt ein Rückschritt in der Entwicklung der amerikanischen Industrie und ein grober Verstoß gegen die Grund sätze, welchen alle aufgeklärten Völker immer allgemeiner huldigen. S GeffenMche Gerichtssitzung. . Die am 18. d. M. unter Vorsitz des Herrn Geheimen Re- gierungsrathes L)r. Lucius abgehaltene Hauptverhandlung hatte den aus Volkmarsdorf gebürtigen, vor wenig Wochen erst 18 Jahr alt gewordenen Handlungslehrling Eduard Robert Karl Hanßen auf die Anklagebank geführt. Darf man den Worten des Ange klagten, der sein Vergehen mit Offenheit bekannte, im Uebrigen Glauben schenken, so war er das bedauernSwerthe Opfer böswilli ger Verführung geworden. Hanßen, der bereits 3 Jahre lang in einer hiesigen Kunftanftalt gelernt und sich immer gut aufgeführt hatte, war in der letzten Zeit in schlechte Gesellschaft gerarhen, in Gesellschaft von Leuten, deren Umgang schon der Verschiedenheit ihres Alters wegen nicht für ihn paßte, der aber um so verderb licher für ihn werden mußte, als dieselben, wenn man ander- den Andeutungen de- Angeklagten über ihr Treiben trauen darf, ein Geschäft daraus zu machen scheinen, jüngere Leute zum Spiel zu verlocken und ihre Unerfahrenheit und ihren Leichtsinn für sich auszubeuten. Hanßen bezog bereits einen monatlichen Gehalt von 5 Thlr., auch erhielt er die erforderlichen Zuschüsse von seinen Aeltern, so daß für Bestreitung seiner gewöhnlichen Bedürfnisse hinreichend gesorgt war. Allein der häufigere Besuch der Wirthschaften, zu dem er von jenen Leuten verleitet wurde, die er nicht einmal ihrem Namen und Stande nach zu bezeichnen wußte, sein Treiben da selbst nöthigte ihn zu Ausgaben, zu deren Bestreitung seine ge wöhnlichen Mittel nicht ausreichten. Man suchte hauptsächlich Wirthschaften mit ihm auf, die in den spätem Abendstunden weniger frequentirt zu werden pflegten und veranlaßte ihn hier zum Spiel. Außer Scat wurde das sogen. Sechsundsechzigerspiel zu dem hohen Satze von 15—20 Ngr. die Partie gespielt. DaS Glück wollte Hanßen nicht günstig sein, er verlor im Durchschnitt; wohl mochte auch die geringere Fertigkeit und Uebung gegen die seiner Mitspieler an seinen Verlusten schuld sein. So war er auch am 28. vor. Mts. in einer Wirthschaft auf der Universilätsstraße zum Spiel veranlaßt worden und hatte den Rest seines eben erhaltenen Monatslohnes verspielt. Man hatte ihn damit zu trösten gesucht, daß er Alles wieder gewinnen könne, man wolle noch'l öhLr spielen, er möge nur mehr Geld schaffen. Da kam der böse Gedanke über ihn, seinen Prinzipal zu bestehlen und sich Mittel zur Fortsetzung des Spiels zu verschaffen. Er entfernte sich — Nachts um 12 Uhr — von seinen Spielgenossen und machte sich auf den Weg, um in die in der Dresdner Vor stadt gelegelien GeschäftSlocalitäten seines Prinzipal- einzubrechen.