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npMtr Anzeiger. Amtsblatt des Königl. Bezirksgerichts und des Raths der Stadt Leipzig. ^ 185. Montag den 4. Juli. 18S». Bekanntmachung. Da ohngeachtet dcö bereits seit längerer Zeit eingetretenen guten Zustandes der Waldwege eine ansehnliche Masse des in den RathSforsten erkauften Holze- noch nicht abgefahren ist, so wird hierdurch zur schleunigsten Abfuhre mit der Bemerkung aufgefordert, daß gegen diejenigen Abkäufer, welche die erkauften Hölzer bi- zum 14. Juli nicht abgefahren haben, die in den LicitationSbedingungen angedrohten RechtSnachtheile in Anwendung gebracht werden. Leipzig, den 3V. Juni >859. DeS Raths Forstdeputation. Aus den Verhandlungen der Leipziger polgtechnischen Gesellschaft. In der Sitzung vom 1. April d. I. bespricht Herr Wieck die Erzeugnisse der Leipziger Steinplattenfabrik (Eisenbatzn- straße Nr. 1V), welche aus geschliffenen und rechtwinklig geschnit tenen Platten von sogenanntem Fruchtschtefer oderEhiasto- lithschiefer bestehen. » Dieser wird bei Kottengrün, einem im Voigtlande bei Oelsnitz gelegenen Dorfe, plattenförmig gebrochen. DaS Gestein gehört zu den Urgebirgsarten und besteht in der Hauptmasse aus mit Quarz gemengtem Thonschiefer, in welchem nadel- bis sLulchenförmige KrystaUe von sogenanntem Chiaftolith oder Hohlspath in großer Menae eingesprengt sind. Der Quer schnitt der Chlastolichkrpstalle zeigt ganz genau die Form eines aus fünf Quadraten jusawmengesetzten Kreuze-. Bon diesen bestehen nur die vier äußere« aus Hohlspathmaffe, das innerste dagegen au- unverändertem Thonschiefer. Das spez. Gewicht des Frucht schiefers ist --- 2,8, die Härte — Sund ein Kubikfuß säch!. wiegt 127 Pfund. Die rohen Fruchtschieferplatten benutzt man zur Ab deckung von Schleußen und Mauern, zur Herstellung ordinärer Fußböden, die geschliffenen und geschnittenen zum Belegen von Fußböden für Kirchen, Perron s, gewerbliche Etablissement-, Cor- ridore, Wasch- und Gewächshäuser, Küchen, Malztennen, ferner Sockenbekleidungen, Stufenbelegm für gemauerte Treppen, u alkonS und Gruftabdeckungen, für Kegelbahnen, zu Essenkränzen, Fensterbretern, Lhürschwellen, Ofenfüßen und Tischplatten. Die zum Schleife« und Bearbeite» des Fruchtschiefer- dienenden vor züglichen Maschinen seien von Götz L Restmann gebaut und Wieck ersucht Herrn Jngeniem Götz «» einige Mittheiluugen. Derselbe machte darauf emstmrksa«, daß sich der Fruchtschiefer mit dem Messet nur sehr schwierig bearbeiten lasse und daß eine besondere Schwierigkeit auf dem Schneiden der Kanten beruhe. Ei>habe sich, als die Fabrik beabsichtigt worden, nach ähnlichen Einrichtungen umgesehen, aber überall habe man ein andere-, leichter zu bearbeitendes Material. Bei Holzminden in Braun schweig z. B. bestehen 21 Fabriken, die sämmtlich dem Staate gehören, in welchen jährlich viele Millionen Quadratfuß der So linger Fließen geschliffen werden, die alle als Ballast mit den Schiffen nach Ostindien ausgeführt werden. Das Schneiden wird dort mit Moschinen ausgeführt, in welchen ein zahnloses Eisen auf dem Steine hin und her geführt wird und denselben mit Hülfe von Wasser und Sand schneidet. In Belgien fand er Maschinen, um Planen aus Marmordlöcken zu schneiden, die so ausgezeichnet sind, daß man die Platten nachhor nur sein zu poliren braucht. Dtsto dchasscho» Mitfthlm« bienten wenigstens teilweise als Unter lage zur Eonstruction der hiesigen, deren Einrichtung und Art der Arbeit sich besser durch Anschauung erkennen, als mit Worten beschreiben läßt, daher hier nur die Andeutung, daß die Platten gegenseitig auf zwei großen Kränzen, deren oberer Theil drehbar ist, mittelst Sand und Wasser geschliffen und dann mit Sägen, bereit Blätter aus gewöhnlichem Bandeisen bestehe«, wieder mit Anwendung von Sand und Wasser rechtwinklig beschnitten werdm. Sämmtliche arbeitende Maschinen werde« durch eine Dampfma schine von 28 Pserdekrästen bewegt. Herr Oskar Leiner zeigtSchrelbtafeL« »on Hslz in st. verschiedenen Größe» vor, wie dieselben besonders für Kinder paffend find. Er erinnert daran, daß man schon manche Versuche angestellt habe, die wegen ihrer Zerbrechlichkeit und verhältnismäßig theuren und wegen ihrer Schwere unbequemen Schiefertafeln durch ein zweckmäßigeres Fabrikat zu ersetzen, namentlich habe man zu diesem Brhufe die Metalltafeln hergestellt und in neuester Zeit die Holz tafeln, von welchen er der Gesellschaft hiermit sehr vor zügliche Fabrikate zur Ansicht vorlegen und dieselben bestens empfeh len könne. Die Holztafeln besitzen neben ihrer Billigkeit besonders den Vorzug großer Leichtigkeit und auf dem dunkleren Grunde tritt die Schrift viel weißer und schärfer hervor, weshalb das Auge weniger angegriffen wird als bei Schiefertafeln. Der Gebrauch dieser Holztafeln ist ganz wie der dev Schiefertafeln und da der schwarze Ueberzug derselben fest, förmlich steinartig, ist, so können sie mit kaltem oder warmem Wasser, selbst mit Selfenwasser leicht gereinigt werde«. Das kiniren kan» ohne Nachtheil skr die Tafel mir eüwr Sittzor- oder Kupfermünze geschehen. Die Holztafeln sind besonders tzeshalb billigst als die Schkßftwafeln, weil sie weit haltbarer als letztere, jedenfalls 3 bis 4 der letzteren Überdauern. Dieselben sind bei Herrn Buchhändler Otto Klemm in der Universi- tälsstraße in Leipzig zu bekommen, vorläufig in 6 verschiedenen Größen für den Schul - oder Hau-gebrauch. vr. Reclam beantwortet die in früherer Sitzung gestellte Frage: „Unter welchen Umständen ist der Kaffee schädlich, giebt eS zweckmäßige Kaffeesurrogate?" in der Weise, daß er zunächst auf die Gebräuche unserer Vorfahren hinweist, welche anstatt unserem Kaffeestühstück eine förmliche Mahlzeit zu sich nahmen, dagegen auch ihre nervenerregmdm Mittel hatten, zu welchen man z. B. die damals beliebten Hanf- suppea rechnen könne. Wenn man daher nur die nervenwregende Wirkung des Kaffee s verdammen wolle, so thue man demselben Unrecht. Die Hauptbestandtheilr des ersten Frühstücks sind heutzu tage Thee, Kaffee oder Kakao. Die beiden ersten enthalten ein und denselben wirksamen Beftandtheil, nämlich das Kaffen, oder The»«, der Kakao enthält eine ziemlich verwandle Substanz. DaS Them, welches als hauptsächlichster wirksamer Beftandtheil be trachtet werde, soll den Stoffwechsel verlangsamen, so daß man bei kärglicher Nahrung sich mit Kaffee das Leben stiften könne Vr. Reclam hält dm Kaffee für sehr zweckmäßig als Frühstück, in dem er die freiwillige Gährung unterbreche, die über Nacht im Magm eingetreten sei. Er sei daher kein Feind des Kaffees, nur müsse man sich hüten, den Kaffee zu heiß zu trinken, auch wäre es solchen, welch« keine sitzende Lebensweise führen, dienlich, anstatt der faden Brödche» kräftige- Schwarzbrod mit Butter zum Kaffee zu genießen, wie er es schon seit Jahren ttzue. Früh solle man ferner dm Kaffee nicht zu stark trinken, nach Tisch dagegen könne der Kaffee eher stark vertragen werdm. Surrogate ln dm Kaffee zu thun, müsse er als widersinnig bezeichnen. Schließlich thettte vr. Reclam «och mit, wie man den Kaffee zubereiten solle. Man wasche ihn vor dem Bwnnen, trockne ihn zwischen zwei Tüchern sorgfältig ab, lasse Ihn H Stunden lang liegen und brenne ihn nur rehbraun; er könne seht empfehlen, nicht eine Sorte Kaffee allein zuzubereiten, sondern zwei verschiedene Sorem, z. B. grün lich« und braunen, mit einander zu mischen und zu brmnm, oder wenn sie flch nicht gleichzeitig brmnm soltm, jede Sorte für fich allein m brennen und nach dem Brmnm beide mit ein ander zu vermische«, vr. Hirzel bemerkt, daß flch die Farbe, dis zu welcher der Kaffee gebrannt »erden müsse, nicht genau de,