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Donnerstag den 13. Oktober Die deutsche Schillerstiftung. ! Die Generalversammlung der Schillersttftungseomitö» ward am 8. d. M. Vormiltag» 10»/, Uhr zu Dresden in dem geschmack- voll decorlrten naturhistorischen Hörs«al (Eingang-pavillon de» Zwinger») feierlich eröffnet. Anwesend warm: 1) au» Berlin vr. Zabel und Vr. Lazarus, 2) au» Breslau Prof. Haase, 3) au» Coburg Vr. Berthold Auerbach, 4) au» Darmstadt Gymnasiallehrer vr. Aimmermana »nd Hoftheater - Regisseur Pirsch er, 5) au» Dresden Geh. Medicinalrath vr. EaruS, vr. Carl Guhkow, vr. Iuliu» Hammer, Oberbibliothekar Hoftath vr. Klemm, Hoftarh vr.Reichenbach, Major Serre und Staatsminister von Wietersheim, 6) auS Frankfurt a. M. Adv. Vr. Brau nfelS, 7) auS Hamburg Generalkonsul Merck, 8) au» Leipzig Vr. Heinrich Brockbau- (Ehrenmitglied), vr. G. Haubold und Adv. Gerhard, 9) aus München Vr. Er n st Förster, 10) au» Stuttgart Prof. Fischer und Oberreallehrer Vr. Blum, 11) au» Weimar Generalintendant vr. v. Dingel- städt, Graf Kalkreuth und Buchhändler Voigt, 12) au» Wien Vr. Rieck (Vorsteher der Künstlergesellschaft „Aurora"). Dl« augemeldeten Vertreter der übrigen Schillerstiftungen waren nicht etnaettoffen. Baron v»n Cotta entschulde»«« auf tele graphischem «ege sein Nichterscheinen und wünschte der Versamm lung Glück und Heil. Ebenso war Geh.-Rath vr. v. Langen» durch amtliche Pflichten am Erscheinen behindert. Nachdem Geh.-Rath CaruS zum Präsidenten und Vr. Gutz kow zum DiceprLsidenten gewählt worden, gelangten zunächst ver schiedene Formalitäten, insbesondere die Feststellung der Geschäfts ordnung zur Erledigung. Hierauf ernannte man eine besondere Commission zur Begutachtung der Dresdner Statuten - Vorlage und der eingereichten Gegenentwürfe. und Verbesserung-Vorschläge, so wie zu desinitiven Redaktion. Die Wahl fiel auf General intendant vr. v. Din gelstädt, vr. Br au nfelS, vr. Förster, Vr. Gutzkow, Vr. Hammer und Vr. Haubold. Auf Wunsch der Commission nahm noch Herr Adv. Gerhard an deren Be- rathungen Theil. In der am Sonntag Mittag- 12 Uhr eröffnet«« zweiten Sitzung erstattete vr. v. Dingelstädt als Vorsitzender der Com mission mit der ihm eigenen Klarheit und Gewandtheit seinen Bericht. Die rnelsten Amendement- wurden zur Annahme em pfohlen. Insbesondere hielt man für gerechtfertigt, al» Kriterium der Wirksamkeit der Stiftung nicht ausschließlich da» poetische Schaffen aufzustellen, da ja auch Schiller nicht allein Dichter war. Nur vorzugsweise Berücksichtigung der Poeten und Aus schluß der strengen FachwUttsichaftm wurde al» wünschenSwerth anwkannt, übrigen- auch betone) daß eine solche Unterstützung al» nationale Auszeichnung und nicht als ein bloße» Almosen Zu be wachten ftt. Eine sehr lebhafte Debatte entspann sich Über den von Leipzig gestellten, von Breslau und Frankfurt unterstützten Anwag, nach Analogie der G«stav-Adolph»Htiftung den einzelnen Unsen den S den Antrag träge wurden jedoch zum Beschluß erhoben. Ebenso fanden die Fragen übe* Anlegung der Gelder, übtt Organisation de» allge meinen Verwaltungsrathe» u s w befriedigende Lösung. Die am dritten Tage der Versammlung ln redigirter Form vorgckegten Statuten wtttde« — mit Ausnahme der drei letzten Paragraphen, über welche die Debatte wegen vorgerückter Zelt hatte einstimm nächstangehörigen Hinterlassmen in Fällen über sie verhäng ter schwerer Lebenssorge Hülfe und Beistand darbietet." „Sollten e» die Mittel erlauben und Schriftsteller oder Schriftstellerinnen, auf welche obige Merkmale nicht sämmt- ltch zutreffen, zu Hülfe und Beistand empfohlen werden, so bleibt deren Berücksichtigung dem Ermessen de- Verwaltung»- rathe» Überlassen." Die Frage, ob die Namen der Empfänger zu veröffentlichen oder geheim zu halten, ward nun noch einer mehrstündigen gründ lichen Erörterung unterworfen, wobei einige Verfechter de- letzteren PrlncipS e» an geistvollen, mitunter freilich etwa- leidenschaftlichen Expektorationen nicht fehlen ließen. Die Publicität — welche übrigens da- Leipziger Amendement nur in der Form eine- regelmäßigen Jahresbericht- beobachtet, bei Unterstützungen temporär bedrängter Autoren aber auf deren Wunsci» auSgeschloffen wissen wollte, — ward endlich gegen 4 Stimmen (Hamburg, Leipzig, München und Weimar) abgelebnt, indem man sich nur für Mittheilung der Namen an sämmtliche Zweig- stiftunge« entschied. Einstimmig verworfen ward endlich da- im Dresdner Entwurf ausgesprochen« absolute Verbot einer Abänderung der Statteten. Wesentliche Beedtnnste «n 'dn< glückliche Zustandekommen des Werke» erwarben sich St«ttse»i«tster v. Wietersheim und Vr. BrockhauS durch die praktisch« Gediegenheit ihrer Ansichten inmitten der verschiedenen, nicht immer der parlamentarischen Ord nung entsprechenden Meinungsäußerungen. Mit Annahme der Statuten erklärte sich die Generalversamm lung al» „deutsche Gchillikstiftung" für conftituirt und wählte einstimmig Weimar al» die geweihte Stätte der glor reichen deutschen Literaturepoche und den Ort, wo Schillers Äsche ruht, für die nächsten 5 Jahre al» „Vorort". Auch bezeigten sämmtliche Anwesende Seiner königl. Hoheit dem Großherzoge von Sachsen-Weimar, welcher der Schillerstiftung seine be sondere Protection bereit- angedeihen ließ und sicherem Vernehmen nach fortan in noch umfassenderer Weise wird zu Theil werden lassen, Ihren Dank und Ihre Verehrung. Ein vonBertholdAuerbach entworfener, von vr. Brock haus und vr. v. Dingelstädt mitredigirter „Aufruf an die Deutschen" wird, von den Mitgliedern der Versammlung unter zeichnet, demnächst veröffentlicht werden. Schließlich gedenken wir noch de- solennen Festmahle-, welches Major Serre, der unermüdliche Förderer der Schillerstiftung und Unternehmer der großen Natlonallotterie zum Besten derselben, im Saale der „Harmonie" veranstaltet hatte. Kein Mißton trübte diese- Beisammensein; die Vertreter der deutschen Brüderstämme von Nord und Süd schienen hier so recht da- mahnende Wort unser,- allverehrren NatlonaldichterS zu beherzigen: „Seid einig, einig, einig! t.. vertagt werden müssen — in der Hauptsache ig gmeh. migt. Hiernach lautet §. 1 wie folgt: „Oie Schillerstistung hat dm Zweck, deutsche Schrift, : > stelle« »Nd Schriftstellerinnen, welche für dir Nattpnalltteratur vvrzuIGwttze iottye, vte sich dichterischer Formen de, dM hutzmch p ,hw>. sie Ihum »»« Ihm, Die deutschen Eisenbahnen. Die Stallstik Ist seit Kurzem üh« dl« Resultat« der deutschen Eisendahnen und ihren Stand dit zum Jahre I8Ü8 im Besitze eine- genauen und reichhaltigen Material». Der Gegenstand in- tereffirt heut länast nicht mehr nur die Handelswelt, sondern in kaum minderem Grabe die große Allgemeinheit, l Die Direttlvn der Berlin-Anhaltinlschen Eisenbahn hat durch die von ihr veröffentlichten Jahrgänge der Deutschen Eisenbahn- Statistik ein ganz besonderes Verdienst um die Statistik. 'Der statistische Bericht behandelt 50 Bahnen und Bahncom- plexe, und zwar 12 StaätSdahnen, 8 Privatbahnm unter Staats verwaltung und 30 Prlvatbahnm in Prlvatverwaltung, zusammen 13V0.4, Meilrn lang (preuß. MUlm) und enthält zum ersten Mole auch die ÄldetMahn, nicht aber folgende acht Bahnen, welche gleichfalls dem Vereine angehorm und im Jahre 1857