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28« ^ ^ .. L ' vr. Hirzel zeigt einige kleine Modelle von Erfindungen Herrn Hebers, Techniker in Dresden, vor. Zuerst das Modell einer ein fachen Essenkappe mit beweglichem, mit Theer angestrichenem Blechhut, welcher stet- vom Winde auf diejenige Seite an den Rand der Esse angedrückt wird, von woher der Wind kömmt, so daß die Esse nach der entgegengesetzten Richtung ganz frei ist und der Rauch ungehindert entweichen kann. Herr Nies glaubt, daß Wirbelwinde diese Kappe zu leicht beschädigen und außerdem den Rauch eher Niederdrücken werden. Dieselben Bedenken äußert vr. Reclam. — Ferner hat Herr Heber darin ein einfaches Mittel entdeckt, Schrauben in Hartholz möglichst leicht und so einzudrehen, daß man sie leicht wieder herauSwinden kann, ohne den Kopf derselben abzubrechen, daß er erst eine dreieckig gefeilte Schraube in daS gebohrte Loch hineintreibt. Diese schneidet nun die Windungen ekw, wird wieder herausgeschraubt und dann schraubt man erst die eigentliche Schraube hinein. — Ferner hat Herr Heber ein kleines Modell angefertigt, welche- zeigt, wie man Laden auf sehr solide Weise so Herstellen kann, daß sie von Dieben nicht durchsägt werden können. Man schlagt nämlich von beiden Seiten in regelmäßigen Reihen gußeiserne Nägel in dm Laden, so daß die Nägel der einen Seite gerade in dir Zwischenräume der Nägel der anderen Seite treffen und umgekehrt, glättet sodann den Laden mit Baumwachs und kann ihn wie gewöhnlich mit Oel- farbe ausftreichen. Diese Methode ist zwar etwas umständlich, aber sehr billig und viel solider als da- Beschlagen mit Blech. Herr Prof. Fabricius bemerkt, daß diese Erfindung nicht neu sei. — Endlich hat Herr Heber eine etwas einfachere Vorrichtung zum Klöppeln zu construiren gesucht, welche sich auf das Abwickeln des Faden- bezieht, worüber Herr Wieck einige Erläuterung giebt. vr. Heinrich Hirzel. OeffentUche Gerichtssitzung. Der erst neunzehn Jahre alte, aus Wurzen gebürtige Schlosser' geselle Carl Heinrich H., welcher in der am 19. d. M. unter Vorsitz des Herrn Gerichtsrath Lengnick abgehaltenen Hauplver- handlung als Angeklagter erschien, war beschuldigt, am 23. Oct. v. I. mittelst Nachschlüssels oder andern Instruments aus einer verschlossen gewesenen Commode ein Geldtäschchen mit etwas über neun Thalern entwendet zu haben. Obschon H. seine Schuld be harrlich läugnete, so wurde doch der Beweis derselben durch eine Reihe verschiedener Jndicken wider ihn hergestellt. H. hatte an jenem Tage von seinem Meister in Neusellerhausen den Auftrag erhalten, in einer Wohnstube des kleinen Kuchengarten zu Reudnitz mehrere Arbeiten zu verrichten, namentlich Thürbänder anzuschlagen. Wahrend der Verrichtung dieser Arbeiten war er fast ununter brochen allein in der Stube gewesen und nur kurze Zeit hatte der Besitzer gleichzeitig mit ihm darin verweilt und währenddem Geld durchzählt und in eine Commode eingeschlossen. H. hatte dadurch nicht allein Kenntniß erlangt, daß sich in der Commode Geld be fand, sondern auch die Gelegenheit gesucht, dessen Betrag zu er fahren, indem er beim Durchzählen des Geldes sich vom Besitzer zwei CassenbilletS gegen harte Thaler umwechselte und dabei Ver anlassung nahm, in dessen unmittelbare Nähe zu kommen, um das Geld durchmustern zu können. Die später an dem Commoden- schlosse voraeftmdenen Spuren von Verletzungen zeigten denn auch, daß H. sich seine Wahrnehmungen zu nutze zu machen ge sucht hatte, ohne daß eS ihm aber gelungen war, da- Schloß wirklich zu öffnen und sich an dem darin befindlichen Gelbe zu bereichern. Allein ohne Gewinn hatte er die günstige Gelegenheit nicht vorübergehen lassen, vielmehr sich weiter umgethan. Aus einer zweiten in der Stube stehenden, zwar ebenfalls verschlossenen Commode, deren Schloß jedoch mit wenigen Schwierigkeiten zu öffnen und deren Oeffnung namentlich H. als gelerntem Schlosser sehr leicht zu ermöglichen war, zumal ihm seine Arbeit die hierzu geeigneten Instrumente an die Hand gab, wurde Abend- um 7 Uhr da- erwähnte Geldtäschchen mit dem Gelbe vermißt, wäh rend man beide- noch am Mittag wohlverwahrt ln der Commode gesehen hatte. Außer H. war aber während der Zelt Niemand Fremdes in die Stube gekommen und so lag e- sehr nahe, daß man sofort auf ihn den Verdacht de- verübten Diebstahls warf. Ein weiteres dringende- Verdachtsmoment lag darin, daß man auf dem in der Nähe befindlichen Kegelschube das Geldtäschchen, jedoch ohne das Geld, versteckt vorfand und daß H. gerade auf diesem Kegelschube nach Entfernung au- der Stube längere Zeit sich zu thun gemacht hatte, ohne sich gehörig über die Veranlassung seines Aufenthalts daselbst auSweisen zu können. Obschon er ferner außer dem Anschlägen der ThürbLnder noch andere Arbeit sn der Stube verrichten sollte, zu welcher ihm der Meister das Material schicken wollte, so hatte er dsch dessen Ankunft nicht ad: gewartet, angeblich weil es ihm zu lange daure »nd er z« Hause dringende Arbeit habe. Dennoch hatte ihn sein Arbeitseifer nicht gehindert, so lange ohne genügenden Grund auf dem Kegelschube zu verweilen, ja sogar nach seiner Eyffernung von hier noch in einer benachbarten Wirthschaft einzukeyren und sich ein Gütliches mit Essen und Trinken zu thun. Ganz auffällig aber mußte eS erscheinen, daß er sich in dieser Wirthschaft mehrere harte Thaler gegen kleines Geld einwechseln wollte und letzteres auch vorzeigte, obschon ihm die beste Gelegenheit zu einem solchen Eintausch ge: boten war, als er die zwei CassenbilletS umwechselte. Während er ferner sowohl bei letzterer Gelegenheit erklärt hatte, daß jene beiden CassenbilletS sein ganze- Geld ausmachten, auch wiederholt vor der Zeit deS Diebstahl- gegsn einen Rebengesellen geklagt hatte, daß er nur soviel Geld noch besitze, fand man Abend-, als bei ihm ausgesucht wurde, die nach seinm früher» Aeußerungen höchst auffällige Summe von sieben Thalern 23 Gr. vor; ja es fand sich darunter gerade ein solches Geldstück vor, wie unter dem gestohlenen Grlde eidlicher Versicherung zufolge gewesen war. Ueber den Erwerb diese- Gelbe- hatte H. nicht allein dle wider- sprechendsten und unglaubhaftesten Angaben gemacht, sondern der von ihm anaetretene Beweis, daß er da- erwähnte Geldstück früher von einem Mttgesellen eingewechselt habe, mißglückte gänzlich, in dem letzterer eidlich versicherte, daß da- bei H. jetzt vorgestmdene Geldstück nicht das von ihm eingewechselte sei. Verdächtigen mußte ihn ferner in hohem Grade der Umstand, daß er noch an jmem Abende, wo ihm der Diebstahl vorgehalten wurde, schleunigst an seine Aeltern geschrieben und ihnen unter der Meldung, daß er wegen Diebstahls in Verdacht sek und wahrscheinlich in Unter suchung kommen werde, Andeutungen über die bei etwaiger Be fragung zu erstattende Aussage, insbesondere in Betreff angeblich von zu Hause mit fortgenommenen Geldes gegeben hatte, daß in- deß von seinen Aeltern das Aeugniß abgelehnt wurde. Alle diese mehr oder weniger gravirmden Jndicien, zu denen noch kam, daß H. bereit- kurze Zeit zuvor wegen Unterschlagung eine dreiwöchent liche Gefängnißstrafe verbüßt und sich demnach als ein zu Eigen- thumSvergehen geneigter Mensch dargestellt hatte, mußten die Ue- berzeugung von seiner Schuld herbeiführen. Diese wurde auch im Erkenntnisse ausgesprochen und mit 8 Monaten und 2 Wochen Arbeitshausftrafe geahndet. Die k. Staatsanwaltschaft war bei der Verhandlung durch Herrn Staatsanwalt Gebert vertreten und des Angeschuldigten Verteidigung führte Herr Adv. Degen. Laut Anschlag am GerichtSbret Sonnabend den 22. Januar Vormittags 9 Uhr Hauptverhandlung im großen Verhandlungs saal in Untersuchungssachen wider den Handarbeiter Johann Carl Heinrich H. aus Lindenau wegen Diebstahls. Verschiedenes. — Die Cöln. Ztg. meldet au- Paris: Ein Ereigniß hat unter den hier ansässigen englischen Familien allgemeine Aufregung und Bestürzung erregt. Die englischen Blätter brachten nämlich kürzlich die Ankündigung der Heirath eine- Herrn Thomas Hol land au- New-Pork, "zuletzt zu Paris wohnend, mit der Nichte des amerikanischen protestantischen Bischofs Brownell, die in Lon don mit großem Pomp gefeiert wurde. Dieser Thema- Holland lebte bis vor wenigen Monaten in Paris in einem Hotel der Champs Elysöes, wo er die ganze englische Welt von Paris em pfing. Seine Salons, wo eine Dame, die allgemein für Madame Holland gehalten wurde, die Honneurs mit äußerster Liebenswürdig keit machte, waren die besuchtesten und beliebtesten von ganz Paris, und unsere guten pariser Engländer rechneten es sich zur hohen Ehre an, von dem reichen Amerikaner und seiner reizenden Frau empfangen zu werden. Groß war daher der Schrecken unserer englischen Welt, als sie mit der Heiraths - Ankündigung des Herrn Holland zugleich ein Circularschreiben desselben erhielten, worin er ihnen mit großem Glelchmuth ankündigte, daß seine pariser Frau nur seine Maitresse gewesen sei, wenn sie ihn aber in London und später in New-Pork besuchen wollten, so könnten sie seine wirkliche Frau kennen lernen. Man muß die verzwickten Engländerinnen, die Paris bewohnen, kennen, um sich einen Be griff davon zu machen, welchen niederschmetternden Eindruck diese Nachricht auf sie machte. Statt zu lachen und die Sache leicht zu nehmen, sind sie in wahrer Verzweiflung und halten sich auf immer für compromittirt. Die unechte Frau des Amerikaners ist immer noch in Paris. Ihre Salons sind natürlich verödet, und es findet sich selbst kein einziger Engländer in Paris, der Muth genug hätte, ihr Schicksal auch nur zu beklagen.