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Anzeiger. Amtsblatt -es Königl. Bezirksgerichts vud des Raths der Stadt Leipzig. M 21. Freitag dm 21. Januar. 1859. Bekanntmachung. Freitag den AL. Januar früh V Uhr werden auf dem diesjährigen Schlage des Connewiher Reviere- an den Hayder Wiesen mehrere Hundert Lang- und Abraumhaufen unter den bekannt zu machenden Bedingungen und mit der üblichen Anzahlung versteigert werden. Leipzig, den 12 Januar 1859. DeS Raths Fvrstdeputation. Sitzung der Stadtverordneten am 19. Äanuar. Die Sitzung eröffnet- der Vorsteher mit warmen Worten der Erinnerung an die Verdienste des kürzlich verstorbenen Stadtraths Kietz und ersuchte am Schluß seiner Ansprache die Versammlung, sich zum Zeichen der Theilnahme an dem Verlust, den die Gemeinde durch diesen Todesfall erlitten hat, zu erheben, was allgemein ge schah. — Nachdem den neu eingetretenen Mitgliedern die in letzter Zeit beschlossenen Aenderungen der Geschäftsordnung mitgetheilt und das Personenverzeichniß der für 1859 gewählten Ausschüsse verlesen worden waren, erledigte die Versammlung kurz einen Gegen stand der Registrande, indem sie die Beförderung des Herrn Lange zum Einnehmer beim Leihhause genehmigte. — Daß die Erhebung deS Wechselstempels der Stadt in d?n Jahren 1859 und 1860 be willigt worden, ist bekannt; aus dem betreffenden Erlaß der königl. KceiSdirection erfuhr jedoch die Versammlung, daß das hohe Mini sterium des Innern an diese Genehmigung die ausdrückliche Be dingung geknüpft hat: dieses Einkommen lediglich zur Tilgung der Communalschuld mit zu verwenden. Am Schlüsse des Jahres 1860 erlischt diese Abgabe, und ein Gesuch um deren fernere Beibehaltung würde höchsten Orts unter allen Umständen zurückgewiesen werden.— Die vier städtischen Getreidemesser sind nach Aufhebung des Meß geldes überflüssig geworden; drei derselben beschäftigt der Rath anderweitig, dem vierten aber, Gottlieb Mann, der als Getreide messer auf dem Wochenmarkt ein Einkommen von etwa 28 Thlr. fort genießt, ist ein Zuschuß von 1 Thlr. wöchentlich bewilligt worden, wogten die Stadwerordneten nichts zu erinnern fanden. — Der im Tageblatt veröffentlichte Vorschlag des Herrn Professors Roß- mäsler ist von demselben auch den Stadtverordneten überreicht worden. Er wird im Bureau derselben acht Tage ausliegen, um Gelegenheit zu bieten, daß ein Mitglied der Versammlung sich denselben aneigne und einen der Sache entsprechenden Antrag be gründe. — Die in ehrendm Ausdrücken abgefaßte Bestätigung des wiedergewählten Vorstandes der Versammlung Seitens des Stadt raths kam zur Verlesung, wsrauf zur Tagesordnung übergegangen wurde, deren erster Gegenstand die Vorwahl eines rechtskundigen Stadtrqths auf Lebenszeit war. Es wurden 56 Stimmzettel ab gegeben', in denen der Name des Vorstehers Herrn Adv. Julius Francke 4Smal, der dkS Adv. Herrn Rose 13mal, derbes Adv. errn Winter 4mal und der des DicevsrsteherS Herrn Ad», lein Imal genannt war. — Der Vorsitzende des neugewählten Finanrausschusses, Herr Stadtv. rc. Poppe, erstattete hierauf einen Bericht, worin der Ausschuß die Nothwendigkeit entwickelte, vorläufig und bk- zwischen Rath und Stadwerordneten ein Uebereinkommen bewerkstelligt sein wirb, wieviel und in welcher Weise durch Gemeindesteuern zur Bestreitung der städtischen Bedürfnisse an Beiträgen aufgebracht werden soll, einm Theil der seither zur AbbÜrduna der Kriegs schuld bestimmt gewesenen Abgaben fortzuerheben. Der Ausschuß beantragte: am kommenden 1. Februar die Grundsteuer und am 15. April die Gewerbe- und Personalsteuer zur Hälfte der seit herigen Sätze einheben zu lasse«, was die Versammlung ein stimmig zum Beschlüsse erhob. — Endlich erstattete Hktr Poppe auch das Gutachten des Finanzausschusses, die Stadtcassenrech- nun- auf das Jahr 1857 betreffend. Die Revision derselben hatte nur zu wenigen Bemerkungen Veranlassung gegeben. Bei Conto 8 ist der Etat des Jakobshospitals abermals um mehr als LOOO Lhlr. überschritten worden, und der Ausschuß gelangte zu der Ueber- zeugung, daß die Ansätze im Veranschlage zu niedrig gegriffen eien, daher er beantragte: der Rath möge ersucht werden, die Forderungen dem wirklichen Bedürfnisse mehr anzupassen. Stadtv. Backhaus erinnerte an die früheren Beschlüsse der Versammlung über Heranziehung der flottirenden Bevölkerung ru den Kosten der Krankenpflege und beantragte: den Rath um Auskunft über die Lage dieser Angelegenheit zu ersuchen. Beide Anträge fanden ein stimmige Annahme. Bei Conto 14 wurde die Bildung eines Vorschuß-Conto für die Kosten der Flußregulirungen angeregt und genehmigt. Die für Abtretung eines städtischen Areals eingenom menen 282 Thlr. sollen dem städtischen Stammvermögen zuge schrieben, ferner das Einkommen auS den Begleitietteln und dem Standgelde abgesondert von den Jntraden deS Marktrechts ge bucht werden; endlich glaubt der Ausschuß, daß, da bei den meisten Conti sich beträchtliche Ueberschüsse der Einnahmen Heraus stellen und mit den Caffenbeständen früherer Jahre die beträchtliche Summe von 153,987 Thlr. 27 Ngr. bilden, ein Theil dieser Er sparnisse zu Steuerermäßigungen verwendet werden könnte. Eine nähere Prüfung des Stammvermögens behielt der Ausschuß sich vor, beantragte jedoch übrigens, die Dccharge über die Rechnung von 1857 zu ertheilen. In allen hier beregten Punkten trat die Versammlung ihrem Ausschüsse einstimmig bei. — Wegen vor gerückter Abendstunde unterblieb die Berathung über Herstellung eines Neubaues für die Freischule und die Sitzung wurde ge schlossen. Aus Len öffentlichen Sitzungen der Leipziger polytechnischen Gesellschaft. In der ordentlichen Sitzung vom 5. Novbr. 1858 hält Herr Schenker einen Vortrag über die Zusammensetzung und Benutzung verschiedener Baumaterialien. Er giedt zuerst eine kurze Beschrei bung der Alkalien und Erden, welche als hauptsächliche Bestand- theile nebm der Kieselsäure auftreten, entwirft hierauf ein Bild über die verschiedenen Lagerungen der als Baumaterialien wichtigen Gesteine, erklärt die leichte Zersetzbarkeit einiger derselben, da- so genannte Verwittern durch die Wasser anziehende Kraft der Al kalien, bespricht die verschiedenen Bildungsweisen einzelner Gestein schichten und geht dann schließlich zur Bettachtung der Art und Weise über, wie die verschiedenen Steine durch Mörtel oder Cement mit einander verbunden werdm, wobei er die Ansicht ausspricht, daß gegenwärtig der Mörtel oft auf eine sehr unzweck mäßige Weise dargestellt werde und daß man in früherer Zeit der Mörtelbereitung weit mehr Aufmerksamkeit geschenkt habe. Namentlich tadelt er, daß man den Kalk so lanae an der Luft liegen lasse; früher habe man Wasser auf den Kalk gegossen, um die Luft abzuhalte«. Noch verwerflicher sei es aber, dm Kalk an statt mit richtigem Sand mit Dammerde zuM Mörtel anzurührm, was häufig geschehe, wie er sich durch eigene Anschauung davon überzeugt habe. In der Dammerde sei nämlich Humussäure ent halte« und diese neuttalkfire den Kalk, so daß die Bindungsfähig- keit desselben vollständig dadurch aufgehoben werde. Herr Nie- bemerkt, daß Man wohl nicht so allgemein behaupten könne, daß gegenwärtig die Mörtelbereitung mit wmig Sorgfalt geschehe, in dem nur in einzelnen Fällen ein so fehlerhaftes Verfahren beob achtet werde. Im Allgemeinen sei aber das Verfahren der Mörtel- berritung ziemlich dasselbe wie im Alterthum.