10. Der Pico de Leyde. von Orotava über die Montana blanca zum Gipfel des j)ik. Die Wintermonate 1893/94 waren für die Hochregion Tenerifes ungemein schneereich gewesen. Der Pik hatte Ende März noch einen dichten Schneemantel auf seinen Schultern, und bis herab zu 1900 in, auf dem ganzen oberen Grat der Cumbre bis zum Pedro Gil hin, lagen noch zahlreiche Schneeflecken. Allerorts begegneten deshalb meine Er kundigungen nach der Möglichkeit einer Pikbesteigung im Winter nur einem bedauernden Lächeln und der bestimmten Erklärung, daß bei solchen Schneeverhültnissen der Gipfel des Pik schlechterdings unzugäng lich sei. Während der Pik im schneefreien Frühling und Herbst all wöchentlich und auch von Damen ohne große Schwierigkeit bewältigt wird, da man dann bis über Dreiviertel seiner Höhe hinaufreiten kann, hat ihn noch niemand im Winterschnee bestiegen. Kein Führer und kein Arriero hat daher genügende Erfahrungen im Schneesteigen; sie können darum nur als Wegweiser dienen, während das Fortkommen auf den Schneefeldern der Praxis des Reisenden selbst überlassen bleibt. In diesem Jahr hatte sich überhaupt noch niemand am Pik versucht. Ich war jedoch bei unserm Mitte Mürz ausgeführten Ritt von Orotava durch die Caüadas nach Vilaflor zu der Überzeugung gekommen, daß die Beschaffenheit des Schnees keineswegs so schlecht war, wie ihn die Canarier schilderten, und beschloß deshalb, bald den Besteigungsversuch zu machen. Bestärkt wurde ich in dieser Absicht namentlich durch meinen verehrten Freund, Herrn Garteninspektor Wildpret in Orotava, der während seines 30jährigen Aufenthalts auf Tenerife den Pik mehr als ein dutzendmal bestiegen hat und im Jahr 1870 auch eine herbstliche interessante Schneetour zum Gipfel des Pik gemeinsam mit Prof. Ernst Haeckel aus Jena ausgeführt hat. Als anfangs April einige schwere Gewitterstürme den Pik von neuem und diesmal noch weiter herab als