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155 Vulkans knirscht unter den Hufen unsrer Reittiere wie gefrorener Schnee, und schwarzgraue Staubwolken wirbeln im Südwind über die Fläche. Als wir die Südseite des Vulkans erreichen, öffnet sich mit eincm- mal die Landschaft in ungeahnter Weite. Das ganze Tiefland von Guimar liegt unter uns ausgebreitet, eine ungeheuer breite Mulde wie die von Taoro, aus der wir am Morgen von Orotava herübergeritten sind. Links und rechts zieht in blaugrauer Ferne ein hoher, steilwandiger Bergrücken in gleichmäßiger Erstreckung von der Cumbre bis zum Meer hinunter, und zwischen diesen beiden mächtigen Grenzwällen dehnt sich die flache Senkung des „Balte de Guimar" 6 km weit von Candelaria im Nordosten über Arafo in der Mitte bis nach Guimar im Südwesten. Wie die Caldera von Agua Mansa, die wir am Vormittag gesehen, ein Gegenstück zum Vulkan der Garganta de Guimar ist, so haben auch die nahe der Küste von Orotava stehenden Fußkegel ihre entsprechenden Ab bilder in den regelmäßig gebauten Stumpfkegelu nahe der Küste bei Guimar. Im Gegensatz zum Balle de Taoro gibt es aber hier kein langsames Nie dersinken des Terrains von der Cumbre bis zum Meer, kein allmähliches Absteigen in Terrassenstufen, sondern nur einen einzigen, großen Absatz am Fuß der Cumbre bei ca. 1100 m Höhe, unterhalb von welchem das Gelände im allgemeinen unter 3—6° geneigt ist, während es oberhalb von 10° bis zu 24° und noch mehr emporstrebt. Auch das landschaftliche Bild dieser Südmulde ist anders geartet als jenes der ihr nördlich von der Cumbre gegenüberliegenden Taoromulde. Dort, auf der Nordseite, meist dunkle Erde, zahllose dunkle Baumgürten und in der jetzigen Jahreszeit saft grüne Felder um weit zerstreute, weiße Gehöfte, Dörfer und Städte; hier vorwiegend rötlicher Erdboden, wenige Baumgärten und jetzt meist schon gelbliche Felder, nur vereinzelte Gehöfte und nur drei größere Häuser komplexe: Guimar, Arafo und Candelaria. Aber die auffallendste Er scheinung im ganzen Landschaftsbild sind die langen, dunklen Lava ströme, die sich wie wirkliche, breite Flüsse von der Cumbre bis ans Meer durch das rötliche Land schlängeln. An ihnen wandert der Blick wieder zurück zu ihrem Ursprung an der Cumbre, wo wir gerade stehen, denn hier am Gargantaeingang ist ihr gemeinsamer Quell. Nur ein älterer Strom, der am Ort Arafo vorüber sich bergabwärts windet, ist weiter östlich einem dem Cumbreabhang angelehnten, rotbraunen Kegel entquollen. Der Herd