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6074 4) Anlangend die Anstellung des Hausmanns, so hielt er ein Lohn von 208 Thlr. jährlich firr die Ansprüche an einen solchen Mann, der neben seinen Geschäften auch noch dem Custos mit zur Hand gehen soll, nicht zu hoch und schlug daher dem Colle gium einstimmig vor, dem dieSfallsigen Rathsbeschlusse beizutreten. 5) Das Heizerlohn erachtete der Ausschuß für entsprechend und die Versicherung der Kunstschä'tze durch die nothwendige Rücksicht auf dieselben geboten. 6) Die Forderung von 1000 Thlr. jährlich für Vermehrung der Kunstschätze, in Betreff deren der Rath bemerkt, daß mit diesen Mitteln vornehmlich die Bildung einer Galerieabtheilung für speciell Leipziger Geschichtserinnerungen ins Auge gefaßt werden solle, rieth der Ausschuß in seiner Mehrheit vorläufig abzulehnen. Nach Abzug dieser 1000 Thlr. und des einen Dienergehaltes verbleiben 1712 Thlr. 20 Ngr. zu verwilligen. Der Ausschuß schlug vor, die vorläufige Zustimmung zur Verwendung dieses Betrags bis auf Weiteres auszusprechen, zugleich aber den Wunsch zu wiederholen, daß der Rath bei den Anstellungen am Museum auf städtische Beamte, die auf Wartegeld stehen oder dahin zu versetzen sind, beziehentlich auf geeignete hiesige Bürger Rücksicht nehme. Ueber die berechneten Deckungsmittel war nach Lage der Sache nichts zu beschließen. St.-V. Prof. Bursian, obgleich sonst mit dem Gutachten einverstanden, erklärte sich doch in Betreff der Verwilligung von 1000 Thlr. zum ferneren Ankauf von Kunstschätzen für den Be schluß des Raths. Eine solche Ausgabe für Kunstzwecke werde — bemerkte er — dem städtischen Finanzstande keinen Eintrag thun, und das Verschieben der Verwilligung auf die Zukunft sei mit nichts gerechtfertigt. Das einzige Bedenken sei ihm der Beschluß des Raths, jene Summe zu speciell Leipziger Zwecken zu ver wenden. Dieser Beschluß könnte zu einer Patronage führen, die nichts als bestellte Malereien ohne Werth Hervorrufen würde. Man möge sich daher gegen eine solche Verwendung des Geldes aus sprechen, und er beantrage, die 1000 Thlr. zwar zu verwilligen, jedoch unter Ablehnung der vom Rath angedeuteten speciellen Verwendung. Dieser Antrag wurde unterstützt. St.-V. vr. Heine nahm aus der projectirten Verwendung der fraglichen Summe Veranlassung, sich gegen deren Verwilli gung zu erklären, weil man damit das Aufkommen und Wirken einer zweiten Schönheitscommission Hervorrufe, die schwerlich etwas Geeignetes und Schönes zu Tage fördern werde. Er schlug vor, gegen den Stadtratb zwar die Geneigtheit zur Verwilligung einer Summe von etwa 1000 Thlr. zu Kunstzwecken zu erklären, sich aber die Zustimmung zu deren Verwendung für die einzelnen Fälle ausdrücklich vorzubehalten. , Dieser Antrag fand indeß nicht ausreichende Unterstützung. Prof. vr. Bursian bemerkte zu seinen obigen Worten noch erläuterungsweise, er wünsche nur die Bereitwilligkeit ausge sprochen zu sehen, daß die Stadt jährlich eine bestimmte Summe auf die Kunst verwenden wolle. Nach seiner Ansicht solle aber diese Verwendung weder durch den Rath, noch durch die Stadt verordneten erfolgen, sondern bestimmten und geeigneten Persön lichkeiten übertragen werden, z. B. dem Schletter-Comitö. Mit dem Ausschußvorschlage sei in dieser Hinsicht gar nichts gewonnm. Er fügte seinem Anträge noch den Zusatz bei: die Verwendung der fraglichen 1000 Thlr. dem Schlettet- Comitö zu überweisen. Vorsteher Adv. Francke (selbst Mitglied des Schtetter-Comitös) bemerkte hierauf, daß, seiner Ansicht nach, in Gemäßheit des Schletterschen Testamentes der Schletter-Comit^ mit dem Zeit punkte der vollendeten Herstellung und Beziehung des neuen Museums seinen Beruf erfüllt habe und von da ab nicht mehr bestehen werde. In Folge dessen änderte Prof. Bursian seinen Antrag dahin ab, daß die Vermehrung der Kunstschä'tze einem vom Rath und den Stadtverordneten gemeinschaftlich zu wählenden Aus schüsse übertragen werde. Auch dieser Antrag fand Unterstützung. Zur Rechtfertigung des Ausschußgutachtens bemerkte St.-V. Fecht, daß der Ausschuß in seiner Mehrheit eine Fortentwickelung des Museums durchaus nicht hemmen wolle, wohl aber erst Klar heit darüber zu haben wünsche, in wessen Hände die Leitung des Museums gelegt urzd wie sich dieselbe gestalten werde. Verwillig» könne man dann immer noch. Dieselbe Ansicht fand einen Vertreter in St.-V. vr. Heyner. Man müsse sich zur Zeit in -einer Weise präjudiciren. Wr d,r Hand sei genug für das Museum bewilligt, und wenige Städie würden zu gleichem Zwecke gleiche Opfer gebracht haben. Auch St.-V. An schütz verwendete sich in gleichem Sinne für die Annahme des Vorschlags der Ausschußmehrheit. St.-V. Klinger aber beantragte, den Rath um Auskunft über die Weise der künftigen Leitung des Museums zu ersuchen, fand indeß keine Unterstützung. St.-V. Lorenz erachtete es angemessen für eine Stadt nur Leipzig, die gewünschte Verwilligung der 1000 Thlr. auszusprechtn Er schlug vor, die Abstimmung über das betreffende Postulat sc lange auszusetzen, bis der Rath über die Art und Weise der Verwendung und die Leitung der Anschaffungen weitere Mitte lung gemacht habe. Der Antrag wurde ausreichend unterstützt, vom Berichterstatter aber bekämpft, weil man erst abwarten müsse, wie sich die Ver hältnisse gestalten. Der Ausschuß habe dem Museum den Zu schuß nicht für alle Zeiten abschneiden, sondern nur erst abwarten wollen, was die Zukunft in dieser Beziehung bringe. Die Ver hältnisse de- Schletter-Comit^s und de- Kunstvereins würden D nach Eröffnung des Museums wahrscheinlich umgestalten. M dies möge man erst vor sich gehen lassen; es werde nicht an späteren Veranlassungen zu Verwilligungen fehlen. St.-V. Müller schloß sich zwar dem Ausschüsse an, wollte aber aus der heutigen Debatte die Zuversicht entnebmen, daß Laj Collegium, wenn es gelte, zum Ankäufe fernerer Kunstschätze die Mittel bieten werde. Im klebrigen sprach er seine Freude darüber aus, daß man jetzt die Anstellung des Hausmanns ohne Benin kung empfehle und auf die kleinen Abgaben für Garderobe ec , welche nur das Publicum beschränken und den Besuch des Mu seums vermindern würden, nicht wieder zurückgekommen sei. Ein Antrag des St.-V. Häckel auf Schluß der DE wurde darauf einstimmig angenommen, und sodann die Anstellunj des CustoS mit 400 Thlr. emstimmig genehmigt, auch in allen übrigen Puncten des Etats (jedoch mit Ausnahme der 1000 Thlr. den Ausschußvorschlägen beigetreten. Der Lorenz'sche Antrag wurde gegen 7 Stimmen abgelehnt, der Ausschußantrag wegen der 1000 Thlr. gegen 6 Stimmm angenommen. Einstimmige Annahme fanden endlich die Schlußanträge des Ausschusses. - Ferner trug St.-V. Adv. Rose 4. ein Gutachten des Finanzausschusses vor über die Rech nungen der Stadtbibliothek und deS Schubertschen Legan auf das Jahr 1857. Letzteres kommt, nach inzwischen erfolgtem Ableben des letzten Perzipienten, nunmehr ungeschmälert der Bibliothek zu Gute. Der Ausschuß empfahl, 1) die Justifi'cation dieser Rechnungen und zugleich 2) gegen den Stadtrath die Erwartung auszusprechen, daj die von kompetenter Seite als lückenhaft bezeichnet«: I Fächer der Staats-, Handels-, historischen und rechne I logischen Wissenschaften mit Hilfe jenes Zinsenzuwachseb I in einer dem gegenwärtigen Stande der Wissenschaft! und den Bedürfnissen des Publikums angemessenen I Weise ausgefüllt würden. I In beiden Punkten trat^man dem Ausschüsse einstimmig bei > Weiter gelangten mehrere Gutachten de- Ausschusses juni I Bau-, Oekonomie- und Forstwesen zum Vortrage. (Berichter I statter St.-D. vr. Vogel.) I Sie betrafen > 1 I den Ankauf eines Stückchens Areals an der Friedrichsstraje I von den Kolbeschen Eheleuten. I Der Stadtrath sagt darüber: durch Eröffnung des sogmann-1 ten blinden ThoreS zwischen den Häusern Nr. 16 und Rr. 181 der Friedrichsstraße ist eine bessere Verbindung mit dem dortig» I stark bevölkerten Stadttheil erzielt worden. ES bietet sich aber I auch die Möglichkeit dar, diesen Zugang in entsprechender Weise > zu verbreitern, indem die Besitzer deS Hauses Nr. 16 in da I Friedrichsstraße, die Kolbeschen Eheleute, in Folge längerer Va^ I Handlungen sich bereit erklärt haben, von ihrem Grundstück, I 84,02 Qu.-Ruthen käuflich zur Straße abzutreten. Allerdings I verlangen die Genannten für die Quadratelle 3 Thlr., wo-esa >