59 von Menegy, sah ich mich plötzlich, wie von dem heimathlichen Boden der Mark umgehen. Ihr werdet schwerlich glauben, dass ein tüchtig ausgefahrener Sandweg irgend einem Manne erfreulich sein könne, und dennoch war er es mir, indem er mir die theure Heimath in aller Treue in’s Gedächtniss rief. Seitdem ich von Euch gegangen bin, habe ich Sand nur stellenweise an den Meeresküsten gesehen; denn fast ganz England ist frei davon, indem sich wohl thonige und Mergelsande finden, aber kein so reiner Streusand, wie der unsrige. Hier aber herrscht er in ausgedehnten Gebieten in aller seiner Herr lichkeit. Von Paris bis nach Orleans auf einer weiten Hochebene zwischen der Seine und der Loire, findet sich ein ausserordentlich mächtiges Sandlager. Ihr wisst indessen auch, dass auf dem Sand boden der ökonomische Scharfsinn sich am schönsten eutwickelt, wovon Ihr Euch ja selbst aus Euren Früchten überzeugen könnt. Die Gegend von Paris ist in dieser Hinsicht überaus merkwürdig. Es lässt sich auf die handgreiflichste Weise zeigen, dass derselbe Boden 3 mal vom Meere und 3 mal von Fluss- oder Landseewasser in dem Laufe von Jahrtausenden überfluthet war. In jedem Zeiträume haben sich Felsen gebildet, die bald die Thiere des Meeres, bald die Thiere, welche im Siisswasser leben, in sich einschlossen, und welche man nun als redende Zeugen der Vergangenheit vor sich sieht. Denn wenn Du in Deinem Torfstiche Hirschgeweihe und Holzstämme findest, sagst Du ganz einfach: auf derselben Stelle müssen früher Bäume gewachsen sein und Hirsche geweidet haben. Ebenso sagt der Geologe wenn er in einem vielleicht mehrere hundert Fuss hohen Felsen Millionen von Seemuscheln findet: an dieser Stelle muss früher das Meer sich befunden haben, da ohne Meer Meeresthiere nicht leben können. — In dem berühmten Champagnerlande findet sich fast nichts als Kreide. Die Kreide ist so nackt und so wenig von Dammerde bedeckt, dass man Tage lang nur über nackte unbebaute Flächen reist, auf welchen man kaum die Höhlen wilder Kaninchen findet. In dem Champagnerdistrikt ist natürlich der Boden fruchtbarer; doch steht ohne Zweifel die Natur des Weines mit der Natur des Bodens in Verbindung. Ihr wisst, dass die gesegnetesten Weinländer sich auf Kalkboden finden, und Kreide ist Kalk. Es ist deshalb wohl möglich, dass eine Mischung von Kalk mit wohlgedüngtem Sandboden bei uns den Weinstock verbessern würde. Ueberhaupt giebt es in Frankreich noch weite Landstrecken, die unbebaut daliegen. So sind zum Beispiel die »Landes« im südlichen Frankreich weite sandige Flächen ohne Baum, mit Heidekraut bewachsen, auf welchen nur langwollige Sehaafheerden (Heidschnucken) weiden, durch die ein