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58 ziehen. Die Laubenform ist für die Reife des Weines durchaus nicht günstig; es ist wahr, dass die im Schatten gereiften Trauben eine überaus zarte Hülle und einen besonders angenehmen seimig zuckrigen Geschmack haben; doch die Möglichkeit einer vollständigen Reife ist besonders in kälteren Jahren um so mehr geschmälert. Pfirsiche, Aprikosen, Feigen sind sehr wohlfeil und in allen Strassen zu kaufen. Auch an Birnen und Aepfeln fehlt es nicht, wie Ihr leicht aus der Menge französischer Namen unserer Birnen und Aepfel sehen könnt. Die Veränderung unserer Wohnung hat in unserem ruhigen Leben gleichfalls einige Veränderungen bewirkt. Unser alter Wirth fing an zu bauen, und nachdem wir lange genug den Schmutz und Staub geduldet hatten, wurden wir endlich doch gezwungen, uns ein anderes Logis zu suchen. Dies ist Rue des foss6s St. Victor No. 17; es besteht aus zwei Stuben, welche uns eine bedeutend grössere Bequemlichkeit gewähren. Williams Bruder hat mich dieses Jahr um die Reise gebracht, die wir uns vorgenommen hatten; gut und vollständig, wie ich es be absichtigte, wird sie nun wohl nicht gemacht werden; doch das ist der Gang bei allen unseren Plänen, dass ihre Ausführung mehr oder weniger hinter unseren AVünschen zurückbleibt. Ich wünsche wohl einige Zeit Ferien zu machen, um mir gehörig die Stadt- und Stuben luft aus dem Körper zu laufen; doch jetzt fallen die Blätter von den Bäumen, anhaltender Regen macht die Strassen und besonders die Berge schlecht, die mein vorzüglichstes Ziel sind; und so bin ich ge zwungen, wie die Haselmaus mein Nest noch wärmer auszufüttern. — Letzthin war ich in Versailles, welches Ludwig XIV baute, und wo er und seine Nachfolger mit ihren Maitressen Hof hielten; es ist un gefähr 2 Meilen von Paris, und man fährt auf der Eisenbahn dorthin. Es ist ein herrliches Schloss, voll von ausgezeichneten historischen Denkmälern. Der Garten ist sehr gross, aber in einem merkwürdigen steifen Style angelegt. Die Baumreihen, welche die Alleen bilden, sind beständig unter der Scheere, alles ist nach der Schnur und un erquicklich. Da findet man keinen Baum in der Kraft seines Alters, mit voller Entwickelung seiner Zweige und seiner Krone, wie man sie in englischen Parks sieht; sondern das ganze Astwerk bildet ein Quadrat oder ein Dreieck, welches der Gartenkünstler oder Garten- verkünstler aus der vollen schönen Natur herausschnitzelt. Doch das gefällt vielen. Sehe jeder, wie er’s treibe! Auf mehreren Reisen, die ich in der weiten Umgebung von Paris gemacht habe, wie z. B. nach Fontainebleau, nach den Torfstichen