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49 London war, stand in Canterbury ein Mann anf, welcher sich König von Jerusalem und Ritter von Malta nannte, sich für den Messias ausgab, eine grosse Menge, besonders arme Leute bethörte, und als die Obrigkeit sich in’s Mittel schlug, einen Konstabler erschoss, den heranziehenden Truppen eine kleine Schlacht lieferte, in welcher er selbst, 9 seiner Anhänger und 3 Soldaten fielen. Die Leichen wurden noch 3 Tage lang ausgestellt, und am 3. Tage kam eine arme Frau, um Sir Courtenay (das ist sein anderer Name) zu ölen; denn, sagte sie, »Sir Courtenay hat mir gesagt, dass er am 3. Tage auferstehen würde! Dieser Mensch war vor seinem Auftreten als Messias, im Irrenhause gewesen. Wo sind hier die Grenzen zwischen Wahnsinn und Schwärmerei? Als ich in Bristol war, hatte sich dort eine Sekte gebildet, welche behauptete, »sie habe nur nöthig öffentlich und feierlich Gott zu bitten, um alles zu erlangen, was zu ihrem irdischen Fortbestehen nothwendig sei«. So bat denn der Priester eines Tages den lieben Gott um 700 Thaler, welche am andern Tage der Gesellschaft durch einen reichen Kaufmann sogleich zugeschickt wurden. Man sollte nicht glauben, dass solche Dinge unter auf geklärten Menschen möglich seien!.... Eine angenehme Erscheinung in den Hospitälern sind die Nonnen. Sie sind häufig von hohem Stande und haben aus wahrer Frömmigkeit oder aus Reue über ein vergangenes Leben es zu ihrer Pflicht ge macht, nur der armen, kranken Menschheit zu leben. Sie besorgen in den Hospitälern die Küche und die Wäsche, und in den Kranken sälen herumwandelnd suchen sie die ängstlichen Kranken zu beruhigen, zu unterhalten, ihnen religiösen Trost zu geben. Auch sind sie sehr geachtet; in ihren schwarzen weiten Röcken und Kopfbedeckungen, aus denen nur das Gesicht hervorsieht, folgen sie von Ferne dem Arzte, wenn er die Runde macht, und wenn der Arzt von ihnen etwas wünscht, redet er sie mit »Meine Schwester« oder »Meine Mutter« an, je nachdem sie oder er jünger oder älter ist. In jedem Saale steht auf einem reinlich gedeckten Tischchen eine Mutter Gottes, vor welcher sie Blumen und farbige Gläser geschmackvoll aufstellen und dem Ganzen auf diese Weise das Ansehen eines kleinen Altars geben. Auch hatte seit Palmsonntag fast jeder Kranke über seinem Bett einen Buchsbaumzweig aufgehängt, welchen der Erzbischof am Palmsonntag in der Kirche Unserer lieben Frau feierlich mit Weih wasser besprengt und gesegnet hatte. Nachdem die grosse Gemäldeausstellung beendet ist, hat eine Ausstellung der Produkte der verschiedenen Industrien begonnen.