Volltext Seite (XML)
Einleitung. 7 mit den Elementen, mit dem nns zunächst Liegenden begnügen und den Nachkomme», die unsere Vorarbeiten benutzen können, die Erweiterung der Aussicht überlassen. Für nn6 beschreibt der Mond, dieser treue Ge fährte der Erde auf ihrem Wege um die Sonne, nur noch eine einfache, nahe kreisförmige Bahn um unsere Erde. Aber von der Sonne gesehen, legt er in der That eine andere Reihe von Epicykeln, deren Mittelpunkte auf dem Bogen liegen, welchen die Sonne in unserem Milchstraßen-Sy- fteme beschreibt. Und diese Sonne selbst beschreibt wieder eine dritte Reihe von Epicykeln, deren Mittelpunkte ans demjenigen Bogen liegen, welchen der Schwerpunkt dieses Milchstraßen-Systems um den Mittel punkt des Universums beschreibt. Die Astronomie hat uns bisher nur die erste Gattung jener Epicykeln kennen gelehrt und dazu wurden be reits mehrere Jahrtausende erfordert — welche Zeit wird genügen, um auch jene anderen, höheren Kreise kennen zu lernen? Dieses Kennenlernen also, um wieder auf unsere frühere Be hauptung zurück zu komme», dieses ist es, nicht das bloße An stau neu, diese mit Nachdenken verbundene Betrachtung des Himmels ist das, was demselben die ewige Schönheit und den unvergänglichen Reiz verleiht, mit welchem er den auf Bildung Anspruch machenden Geist des Men schen an sich zu fesseln pflegt. Und dieses muß es daher auch seyn, wor auf jede schriftliche oder mündliche Mitthciluug über diesen Gegenstand besondere Rücksicht zu nehmen hat. Aber dazu gehören vor allem diejenigen mathematischen Kenntnisse, auf welche jene astronomischen Betrachtungen gebaut sind und ohne welche sich die meisten derselben nicht einmal, wenigstens nicht mit der Präci- sion und Ueberzeugung, vortragen lassen, die einen großen Tbeil ihres innern Wertheö constituiren. Wie viele von den schönsten astronomi- sstcen Entdeckungen sind der Art, daß sie ohne mathematische Lorkennt- nisse nicht einmal gehörig verstanden werden können, und wie viele andere sind so wunderbar und auffallend, so allen Erfahrungen des gewöhnlichen Lebens widersprechend, daß sie von einem wohl organisirten Kopfe un möglich auf Treu' und Glauben angenommen werden können. Wie soll man z. B. den Astronomen auf ihr bloßes Wort hin glauben, daß die Sonne, die doch jeder von uns mit seinen eigenen Augen täglich als eine Kugel von nur mäßigem Umfange sieht, anderthalb Millionenmale größer als unsere Erde und über zwanzig Millionen Meilen von unS entfernt ist; daß der nächste Fixstern wenigstens zweimalbundert Tau sendmale weiter, als diese Sonne, von nns absteht; daß das Licht mit einer Geschwindigkeit begabt ist, mit welcher es, während wir unsere Au genlieder senken und heben, schon die Reise um die Welt zurücklegt, und daß selbst diese unglaubliche Geschwindigkeit noch gegen jene ganz ver schwindet, mit welcher die Kraft der Sonne, durch die sie die Planeten um sich treibt, in einem untheilbaren Momente bis au die fernsten Gränzen unseres Planetensystems eilt. Wer hat diese Größe der Sonne, diese Entfernung der Fixsterne, diese Geschwindigkeit des Lichts und die jener magischen Kraft gemessen, und wie war es nur möglich, zu Kennt nissen dieser Art zu gelangen? — Die Geometrie allein kann diese Fra gen lösen, und ohne ihre Hilfe werden sie immer ungelöst bleiben. Man muß es ohne Zweifel beklagen, daß die mathematischen Wis senschaften noch immer keinen wesentlicheren Tbeil unserer Erziehung und selbst unserer späteren Ausbildung machen. Während wir oft sehr ge ringfügige, uns und Anderen meistens ganz nutzlose Dinge nicht zu wis sen^, für einen Mangel, ja für eine Schande halten, werden jene Keunt- nijje als eine Nebensache oder doch nur als eine für die Schule, nicht