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in leitun g. Unter allen Wissenschaften, die vermenschliche Geist seit den ältesten Zeiten, zu seiner eigenen Vervollkommnung, auszubilden suchte, ist wohl die Astronomie diejenige, welche die längste Kette von großen und wich tigen Entdeckungen darbietet. Es ist ohne Zweifel sehr weit von dem ersten, gedankenlosen Anschauen des Himmels bis zu jenem Blicke, mit welchem wir jetzt alle die mannigfaltigen Gegenstände desselben umfassen; mit welchem wir nicht nur die Erscheinungen längst vergangener Jahr hunderte, sondern auch diejenigen, welche die Folgezeit erst unseren späten Enkeln entwickeln wird, mit einer Sicherheit bestimmen können, deren sich wohl nur wenige unserer sogenannten menschlichen Wahrheiten zu erfreuen haben mögen. Es kann für jeden, dem die Ehre seines eigenen Geschlechtes theuer ist, nicht anders als höchst interessant seyn, zu erfahren, auf welchem Wege man zu diesen Kenntnissen gelangt ist. Die Bemühungen so vieler vorhergegangenen Jahrhunderte, und die Vereinigung der vorzüglichsten Männer aller gebildeten Nationen wurde erfordert, um die Astronomie auf diejenige Stufe ihrer Vollendung zu erheben, auf welcher sie jetzt den Gegenstand unserer Bewunderung, und, wie man sagt, den Stolz des menschlichen Geistes bildet. Wie man sagt, und wie man vielleicht nicht sagen sollte. Denn so hoch auch das Ziel stehen mag, welches er zu erreichen strebte, und auch in der That, grvßentheils wenigstens, erreicht hat — der Weg, welcher ihn dazu führte, auch diL Art, wie er ihn zurücklegte, scheint mehr ge eignet, uns mit bescheidener Demuth, als mit Stolz, zu erfüllen, und uns, indem wir das Wenige, was uns nach so vieler Mühe von den großen Werken der Natur zu wissen gegönnt ist, dankbar hinnehmen, durch diesen unseren sogenannten Reichthüm selbst an unsere Armnth und an das Gefühl der Ohnmacht zu erinnern, welches der gewöhnliche Be gleiter des Menschen auf seiner Bahn zur Wahrheit ist. Wir werden sehen, daß der menschliche Geist in dieser Wissenschaft in der That wei ter, als in allen anderen, vorgedrungen ist, daß aber auch zugleich in keiner anderen das Verhältniß des Bekannten zu dem Unbekannten so Littrow. I