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Anzeiger. Amtsblatt des Ki«i«l. BlttrlSiciiAS «ad dis Raths der Stadt Leipzig. W 2K. Donnerstag dm 26. Januar. 1865. Bekanntmachung. Da- L. Stück de- diesjährigen Gesetz- und Verordnungsblattes, enthaltend: Nr. 1. Verordnung, die Ein- und Ausführung des bürgerlichen Gesetzbuchs für das Königreich Sachsen betreffend, vom 9. Januar 1865: - 2. Verordnung, das Verfahren in nichtstreitigen Rechtssachen betreffend, vom 9. Januar 1865, ist bei uns eingegangen und wird bis zu« 1v. Februar d.Z. auf hiesigem RathhauSsaale zur Kenntnißnahme öffentlich auShängen. Leipzig, am 24. Januar 1865. Der Skath der Stadt Leipzig. vr. Koch. Thorbeck. Bekanntmachung. Das alte RathSfreifchulgebäude in der Schulgaffe soll auf de« Abbruch an den Meistbietenden versteigert werden. Den BersteigerungStermin haben wir auf Dienstag den V. Februar d. I. anberamnt und fordern Kauflustige auf, an diesem Tage Vormittags IL Vhr an Rathsstelle zu erscheinen und ihre Gebote zu eröffnen. Die Auswahl unter den Bietern und jede sonstige Entschließung bleibt Vorbehalten. Die Bersteigerungsbedingungen liegen im Rathsbauamte zur Einsichtnahme aus, wo man sich auch wegen Besichtigung des Gebäudes zu melden hat. — Leipzig, am 23. Januar 1865. Der Math der Stadt Leipzig. Vr. Koch. Cerutri. Loncert. 6l. — Am 24. Januar gab der Mustkverein Euterpe sein siebente- Concert, dessen Inhalt vorzugsweise die Aufführung von größere» Werken sür Chor- und Sologesang und Orchester bildete ; so namentlich: .FrühlingSbotschaft" von Niels Gade, die »Phantasie" (fürPiqnoforte, Chor und Orchester) von Beet hoven und die vollständige Musik von Schumann zu Byrons »Manfred". Dazwischen hörten wir noch Webers Concertfiück (in k'-moll), vorgetragen von Frl. Fanny Bach (welche auch die Pianoforte-Partie m der Beethovenschen „Phantasie" auS- führte) und den ersten Satz des 24. ConcertS für Violine von Viotti, executirt von dem schon in unserem gestrigen Artikel er wähnten jugendlichen Virtuosen Hrn. Hugo Wehrle. — Vor allen Dingen sind wir aufrichtig erfreut sagen zu können, daß sowohl nach Seite des Programms, als auch hinsichtlich der Aus führung dieses ConcertS eine derartige Gesammtbefriediaung in der Zuhörerschaft sich kund gab, wie uns bisher eine solche in der diesjährigen Concertsaison noch nicht vorgekommen war. Bei der Zusammenstellung der Werke*) scheint ersichtlich die stete Steigerung de- in der Hörerschaft zu erweckenden Interesse- als Hauptaufgabe vor Augen gelegen zu haben, und es wäre höchst unbillig, die glückliche Lösung diese- — nichts weniger als leich ten — Problems nicht mit gebührendem Lobe anerkennen zu wollen. Noch höher aber stellen wir, vom Standpuncte wahrhaft künst lerischen Streben-, die Ausführung der bezeichneten Werke: es sprachen sich in den Leistungen aller MiMirkenden (vom Diri genten und den Solisten an bis zu Triangel- und Beckenschläger hin) eine solche, rühmlichst zu betonende Begeisterung und Hin gebung, ein solcher Schwung aus, daß sogar die sonst gewöhnliche Achillesferse de- Euterpevereins (der grelle Klang der Hoboen nämlich, sowie der Trompeten) diesmal so gut wie gar nicht »um Vorschein kam. Wir glauben im Rechte zu sein, wenn wir emen großen Theil de- Gelingen- diese- Concert- dem ungewöhnlichen Fleiße und den außerordentlichen Anstrengungen de- MusikdirectorS Hrn. von Bernuth zuschreiben, und freuen uns um so mehr die- betonen zu können, als wir bei Gelegenheit der Besprechung früherer Concerte (besonder- de- letzten) des EuterpeveremS, der Wahrheit zur Ehre, un- gezwungen gesehen haben, auch einiger kleinen Mangel zu erwähnen. Hr. von Bernuth hat in diesem siebenten Concerte glänzend dargethan, was er als Dirigent zu leisten vermag, wenn er will. Aber eben deshalb möge er uns den Wunsch nicht verargen, ihn stet- von solchem rühmlichen und *) Der Viot tische Concertsatz wurde erst nach Veröffentlichung de- Programm«, an Stelle einer Baßarie von RNozart eingeschoben, welche Hr Hertzsch -«folge eine- Tag« zuvor erlittenen unglücklichen Falle« vorzutragen sich verhindert sah, obschon er die Gefälligkeit hatte , in „Manfred" «itzuwirkn. redlichen Wollen, auch für Werke der neuesten Richtung, beseelt zu sehen. — Die Chöre und das Orchester gingen vortreff lich. Ebenfalls wmden die Solistimmen und Solisten — außer Frl. Martini (Alt) und Hrn. Hertzsch (Baß) noch eine unge nannte junge Dame (Sopran) und ein gleichfalls nicht namhaft gemachter Herr (Tenor) — ihren nicht eben leichten Partien in anerkennen Swerther Weise gerecht. Hr. Hock und Frl. Grösser trugen da- verbindende Gedicht zu »Manfred" (von Rich. Pohl) durchaus befriedigend vor. Besonder- zeichnete sich Ersterer — trotz seines für derartige Declamationen etwas zu tiefen, nicht genug sympathischen Organs — durch geistige Auffassung und be seelte Wiedergabe seines Partes aus. ES konnte daher nach allem Gesagten nicht fehlen, daß die Ausführung de- Schum an nschen Werkes einen mächtigen, tief ergreifenden Eindruck in allen Zu hörern hinterließ. — Frl. Bach erwies sich als eine technisch recht fein auSgebildete, elegante und mit geistigem Verständnisse wohl begabte Pianofortekünstlerin. Die Partie in der Phantasie mit Chor gelang ihr besser, als wie das vorhergegangene Concertstück, augeuscheinlich weil sie bei letzterem noch mit einiger Befangenheit zu kämpfen haben mochte. — Hr.Wehrle bestätigte in sehr glänzender, hervorragender Weise die Erwartungen, welche er in uns bei seinem ersten Auftreten erweckte. Sein Spiel bekundete eine bewunde rungswürdige Correctheit (besonder- was die Intonation betrifft) und eine ungewöhnliche Fertigkeit in Passagen jeder Art. Auch sein Ton an und für sich erschien uns diesmal noch bedeutend größer und voller, als bei vorhergegangener Gelegenheit. Beide Künstler, sowohl Frl. Bach, wie Hr. Wehrle (besonders der Letztere), erzielten allgemeinen, durchaus verdienten Beifall und Hervorruf. Stadttheater. Vor einem sehr anständig gefüllten Hause, welche- der Künst lerin bereitwilligst alle verdienten Ehren spendete, begann am 24. Januar da- Gastspiel de- noch von ihrem früheren Auftreten an hiesigem Ort wohlbekannten und geschätzten Fräulein Pauline Ulrich. Die Dame ist dem mit den herrschenden Bühnenverhält- nifsen näher Vertrauten schon um deswillen eine interessante Er scheinung, weil nach vielen von anderer Seite gemachten, immer aber mißglückten Versuchen e- ihr zuerst gelang, für da- seit Jahren fast eigensinnig und engherzig nur der Frau Bayer-Bürck mit schwärmerlscher Neigung zugethane Stammpublicum de- Dres dener HottheaterS eine Nachfolgerin der Genannten zu werden, welche sich allmälig nicht Minder die vollste Gunst und wärmste Theilnahme Aller daselbst zu gewinnen wußte. Dieser Sieg ist iudeß wchl begreiflich, deun siegreiche Macht über die Herzen übt eiue jede edle und tiesempfunde«e Weiblichkeit, die von innerer Notwendigkeit zu dramatischer Gestaltung getrieben wird, eine jede