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§.11. Fünfzehntes bis siebzehntes Jahrhundert. 79 könne, er begab sich daher im Jahre 1(129 wieder nach Holland zurück, wo er die ersehnte Fnabhiingigkeit mehr als in jedem anderen Lande zu finden hoffte. Acht Jahre darauf (1(137) erscheint zu Leyden das erste seiner be rühmten M erke unter dem Titel: .Discours de la methode. pour bien con- duire sa raison, et chercher la verite dans les Sciences. Plus la dioptrique. les me t cor es et ,1a geometrie, qui sont des essais de rette methode 1 . In der Methodenlehre, welche diese erste Schrift aufstellt, entwickelt Descartes die Grundzügc seiner Logik. Die drei hinzugefügten Versuche enthalten Anwendung der Methode auf das Gebiet der mathematischen und physika lischen \\ issenschaften. Rein mathematisch ist die Geometrie 1 , worüber bereits oben berichtet wurde, rein physikalisch die ,Meteore“ und mathematisch physi kalisch der Versuch über .Dioptrik 1 . In der Abhandlung von den Meteoren bringt Descartes namentlich die Theorie des Regenbogens ihrer Vollendung nahe. In der ,Dioptrik 1 erörterte Descartes die Natur des Lichtes, auf die soge nannte Emanationshypothese gestützt. Nach dieser ist in der leuchten den Sonne ein Lichtstoff vorhanden, der aus kleinen, zarten, ungemein feinen Theilchen besteht, die von der Sonne durch eine unbekannte Kraft mit einer ganz außerordentlich großen Geschwindigkeit ausgesendet (emanirt) werden. Diese Lichttheilehen durchfahren den Raum zwischen Sonne und Auge in weni gen Minuten, gelangen mit enormer Geschwindigkeit an das Auge, dringen in dasselbe ein und erwecken in demselben die Empfindung von Helle, Licht und Farbe ■). In der ,Dioptrik' giebt Descartes auch zum ersten Male das Gesetz über den constanten 'Werth des Verhältnisses zwischen den Sinus der Einfalls und Brechungswinkel. Allerdings wird behauptet, daß diese wichtige Ent deckung nicht dem Descartes, sondern dem Holländer Snellius znzu- schreiben sei -)- Die zweite von den berühmteren Schriften des Descartes sind seine Meditationen, die 1G41 in Amsterdam unter dem Titel erschienen: .Medi- tationes de prima philosophia, in quibus Dei existentia et anirnae humanae immortalitas demonstrantur 1 . Während er diese Meditationen als das grund legende Werk seiner Philosophie betrachtete, führte er ein gesammtes^Lehr gebäude auf in seinem dritten Werke .Principia philosophiae 1 , welches 1(144 in Amsterdam erschien und der Prinzessin Elisabeth von der Pfalz ge widmet war- 1 ). s 1) In Bezug auf eine zweite derartige (bessere) Hypothese, die Undula- tions- oder Vibratious-Hypothese. die erst von Huyghens mit grösser Klarheit ausgesprochen und fortgebildet wurde, werde bemerkt, daß schon Ari stoteles die Emanations-Hypothese bezweifelte. 2) Ausführliches hierüber in Wilde's ,Geschichte der Optik 1 . Th I, S. 227. 3) Diese Prinzessin war die Enkelin Jakobs I. und die älteste Schwester der Kurfürstin Sophie von Hannover. Sie wird als Freundin und Schülerin Descartes bezeichnet, der ihretwegen 1642 seinen Aufenthalt in einem Dorfe bei Leyden nahm.