Volltext Seite (XML)
§. 10. Fünfzehntes bis siebzehntes Jahrhundert. 59 i. Galilei bemühte sich zuerst, diese theoretischen Sätze durch direkte Versuche mit senkrecht frei fallenden Körpern zu beweisen, gelangte indessen der großen Geschwindigkeiten und anderen Schwierigkeiten wegen, nicht zu den erwünschten Resultaten und kam deshalb auf den Gedanken, daß der Verlauf der Bewegung auf einer schiefen PI bene (der Hauptsache nach) derselbe sein müsse wie beim freien Falle. Er schloß namentlich, daß ein Körper, welcher senkrecht durch die Höhe CB (Figur 7) einer schie fen Ebene fällt, dieselbe Geschwindigkeit erlangen müsse, als wenn er auf den Längen der schiefen Ebenen CA, CB hin abrollt, deren Endpunkte A, D mit B in derselben Horizontalebene liegen. Um dies nachzuweisen, ersann Galilei fol gendes geistreiche Experiment'): Plr bildete aus einer kleinen Bleikugel B und aus einem dünnen, biegsamen Faden, ein sogenanntes einfaches Pendel AB, tixirte dessen Aufhängepunkt A mittelst eines an einer Wand eingeschlagenen Nagels so, daß das Pendel ungehindert in einem Kreisbogen BBC schwingen konnte. Bei diesem Schwingen des Pendels fand er, daß dasselbe, wenn es von D aus nach B her abgegangen war, in letzterem Punkte angekommen, auf der an deren Seite bis zum Punkte C seinen Weg fortsetzte, wobei C mit B in einer Horizontalen lag, d. b. daß die Bleikugel B auf eine Höhe stieg, welche der P’allhöhe gleich war. Hierauf schlug er an irgend einer Stelle E der Vertikale AB einen (zweiten) Nagel derartig ein, daß der Pendel faden AB sobald er diesen Nagel traf, eingebogen und die Kugel B ge zwungen wurde, einen anderen Weg, nämlich den GB zu nehmen, wäh rend der Weg auf der freien Seite (also rechts in P'igur 8) ungehindert B G blieb. Die Geschwindigkeiten, welche die Kugel B vermöge des Fallens durch BB, GB etc. 1) Dialoghi delle nuove scienze. Giornate terza. Tomo XIII, S. 164, Figur45