54 §. 10. Erster Tlieil. Drittes Capitol. „In einem gewissen Sinne kann man bereits von Galilei sagen, daß er die Statik und die Dynamik in engster Vereinigung mit einander behandelt und in den Principien bei der Begründung seiner neuen Wissenschaft keineswegs jene Trennung zugelassen hat, in welcher man nach ihm die beiden Zweige einander ent fremdete, um sie dann später, nämlich erst im Laufe des letzten Jahrhunderts, einander wieder annähern zu müssen“. Die wichtigsten Schriften Galilei’s, welche speciell die Me chanik betreffen, oder doch dahin einschlagen, sind folgende vier ‘): 1) 1612. ,Discorso intorno alle cose che stanno in su l’acqua o che in quella si muovono 12 ). Der Inhalt dieser Schrift betrifft vorzugsweise die An wendung des Principes der virtuellen Geschwindigkeiten auf Fragen des Gleichgewichts flüssiger Körper. 2) 1632. ,Dialogo intorno ai due massimi systemi del mondo Tolemaico e Copernicano 18 ). Hier bildet die Nachweisung der Richtigkeit des Copernica- nischen Welt-Systems den Ilauptgegenstand. 3) 1638. ,Discorsi e dimostrazioni matematiche intorno a due nuove scienze attenenti alla meccanica ed ai movimenti lo- cali etc. 1 Diese ebenfalls wieder in Form von Gesprächen, auf sechs Tage vertheilte (giornata prima — giornata sesta) Abhandlung, ist das berühmteste Werk Galilei’s über Mechanik, welches er selbst am meisten schätzte. Die erste Ausgabe hiervon erschien 1638 in Leyden (Holland). Bei Alberi ist ihr der ganze XIII. Band gewidmet, welcher 1855 erschien. Das erste und zweite Gespräch erstreckt sich Vorzugs- 1) Die hier benutzte, seiner Zeit beste und möglichst vollständige Ge- sammtausgabe der Gali 1 ei’schen Werke, ist die vom Professor Eugenio Al- bdri zu Florenz veranstaltete. Es besteht diese Ausgabe aus IG schön gedruckten Octavbänden, die mit Abbildungen auf Kupfertafeln versehen ist und in den Zeit raum 1B42 bis 1856 erschien. 2) Albdri a. a. 0. Tomo XII, pag. 9—96. (Die Zeit der ersten Auflage 1612 giebt Albdri an.) Die Bolognaer Ausgabe (als 2. Auflage), datirt von 1855. 3) Desgl. Tomo I, pag. 13—503. Das Ganze ist in Gestalt von Gesprächen auf vier Tage vertheilt (giornata prima — giornata quarta) abgefaßt, welche zwischen drei Personen Salviati (ein Copernicaner), Simplicius (ein Ptole mäer) und Sagredos (ein Zwischenredner) geführt wurden. Specielleres hier über in der nachher folgenden Biographie Galilei’s,