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§. 8. Mittelalter. 47 rithmen durch den Schotten John Napier (geb. 1550; gest. 1617), obwohl behauptet wird, daP sie der Schweizer Jost Bürgi schon vor Napier gekannt habe. Jedenfalls gebührt Napier der Ruhm die höchst praktische Bedeutung der Logarithmen fin den Rechner zuerst erkannt zu haben, weshalb hier nur noch in Erinnerung gebracht werden mag, daP Napier zur Basis seines Logarithmensystemes die Zahl 2,71828... annahm und zwar des halb, weil sich dann deren Berechnung durch Reihen am einfach sten (natürlichsten) gestaltete und weshalb diese Logarithmen selbst auch die natürlichen genannt wurden. Wegen einer Beziehung zur gleichseitigen Hyperbel nannte man sie wohl auch hyperbo lische Logarithmen. Bald nachher erkannte die praktische Unzu länglichkeit der Napier’sehen Logarithmen der Professor der Mathematik am Gresham-College zu London, Henry Briggs (geb. 1556; gest. 1630). Briggs wählte deshalb 10 als Grund zahl des logarithmischen Systemes, dessen Logarithmen noch heut zu Tage nach ihm benannt oder wohl auch als gemeine Loga rithmen bezeichnet werden. Die ersten vollständigen Tafeln der Briggs’sehen Logarithmen erschienen 1624. Drei um die Mechanik verdienstvolle Männer der nächsten Vorzeit Galilei’s sind endlich der Franzose Vieta, der Italiener Guido Ubaldi (Marquis del Monte) und der Holländer Stevin *). 1) Tn gewisser Beziehung als einen Vorgänger Galilei’s kann man auch den, in der Mitte des 16. Jahrhunderts zu Nola in Campanien geborenen, Domini caner Giardino Bruno bezeichnen, der, zunächst wegen Religionszweifel, sein Vaterland (Italien) verließ und dann an verschiedenen Universitäten, Paris, London, Helmstedt und namentlich von 1586—1588 auch in Wittenberg Vorlesungen, als Gegner und leidenschaftlicher Bekämpfer der A ri stoteles’sehen Philosophie, hielt. Unbesonnenheit und Stolz führten ihn 1592 wieder nach Italien zurück, wo seine Feinde ihn abermals mit Erfolg bekämpfen konnten, ihn 1598 in Venedig der Inquisition überlieferten und wo er nach zweijähriger Haft als Ketzer und abtrünniger Mönch in Rom, am 7. Februar 1600, auf dem Scheiterhaufen lebendig verbrannt wurde. Noch weit mehr verdient der Engländer Francis Baco, oder Baco von Verulam (nicht zu verwechseln mit dem Mathematiker und Astronomen Rog er Baco, der von 1214 — 1294 in England lebte) als ein Vorgänger und Zeitge nosse Galilei’s erwähnt zu werden. Im Jahre 1561 in London von hohen Aeltern geboren, erhielt er, nach dem Besuche der Universität Cambridge, schon im 28. Lebensjahre die Stelle eines außerordentlichen Rathes bei der Königin Elisabeth von England, stieg rasch von einer Höhenstufe zur anderen; 1619 wurde er Lordgroßkanzler von England, und erhielt den Titel Baron von Ve rulam, 1620 Viscount von St. Albans. Schon 1621 wurde er vom Parlamente,