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§. 7. Mittelalter. 37 Lehrstuhl der Mathematik und Astronomie an der Wiener Univer sität übertrug. Von der beträchtlichen Zahl der Peurbach’schen Schriften über Geometrie, vorzugsweise aber über Astronomie, wurden nach seinem Tode nur einige gedruckt, deren Verzeichniß und Inhaltsangabe in den unten notirten Büchern zu finden ist ’). Bemerkt werden muß, daß Peurbach nicht, wie seine Vorgänger, zu denen gehörte, welche meist Anfangsgründe der Astronomie vortrugen und erläuterten, sondern daß er diese Wissenschaft auch erweiterte. Als vierter in der Reihe von Professoren der W T iener Uni versität, welche sich um Fortschritte im Gebiete der mathema tischen Wissenschaften verdient machten, ist noch in hervor ragender Weise Johannes Müller zu nennen, der am 6. Juni 1436 zu Königsberg bei Stassfurt in Unterfranken geboren wurde und am 6. Juli 1476 zu Rom starb. Nach seinem Geburtsort wird Müller gewöhnlich Regiomontanus oder Kungsperger genannt. Nachdem er 12 Jahre alt bereits die Universität Leipzig bezogen hatte, studirte er unter Pe urbach Astronomie und wurde später (1461) sein Nachfolger an der Universität Wien. Beson deres Verdienst erwarb sich Regiomontan um die Verbesserung der zu seiner Zeit wieder vernachlässigten Algebra, gab der Trigonometrie eine höhere wissenschaftliche Vollkommenheit, sowie er sich auch um die Mechanik, ganz besonders aber um die Astronomie verdient machte 2 ). Von den zahlreichen Arbeiten im Gebiete letzterer Wissenschaft 3 ) sind insbesondere seine ,Ephe- meriden 1 zu nennen. Diese sollen es namentlich veranlaßt haben, daß Regiomontan im Jahre 1475 vom Papste Sixtus IV. zum 1) Kästner, ,Geschichte der Mathematik 1 , Bd. I, S. 529 und Bd. II, S. 319. Kerner Poggendorff’s ,Biograph.-literar. Handwörterbuch 1 , Bd. II, S. 422, sowie Gerhardt, a. a. 0., S. 8. 2) Ein sehr vollständiges Verzeichniß der Werke Regiomontan s findet sich in Poggendorff’s so eben citirtem Handwörterbuche, sowie in Mädier’s ,Astronomie 1 , Bd. I, S. 130. 3) Die berühmte Buchdruckerei von Anton Coburger soll es gewesen sein, welche 1471 (im Geburtsjahre A1 br ech t Dürer’s) unseren Kegiomontan nach Nürnberg lockte, wo ein reicher Patrizier und ßathsherr Bernhard Wal ter sein Schüler in der Astronomie wurde. Walter ließ in seinem Hause, in der Rosengasse, mit wahrhaft fürstlicher Freigebigkeit, eine Stern warte errichten, welche afs die erste derartige Anstalt im Deutschen Reiche zu bezeichnen ist. Ausführlich hierüber Mädler a.a.O., Bd. I, S. 126, ferner Wolf in seiner ,Geschichte der Astronomie 1 , S. 92.