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532 §. 42. Erster Theil. Drittes Zusatz-Capitel. (die zumeist aucii auf das Probiien verschiedener üelsorteii liiu- ausliefen) stießen fast ohne Ausnahme alle Gesetze um, welche bisher über die Reibung aufgestellt wurden. Nur eins dieser Gesetze ließ er theilweise bestehen, nämlich das, daß die Reibung von der Geschwindigkeit unabhängig ist, wenn die sich reibenden Flächen trocken (also ohne Oel und Schmiere) aufeinander laufen, daß dagegen die Reibung nahezu der Geschwindigkeit proportional ist, wenn ein gutes Schmier mittel angewandt und continuirlich geschmiert wird. Ungeachtet der Verdienste, welche sich Hirn um die mecha nische Wärmetheorie erworben hat, gehören seine Versuche über Zapfenreibung nicht zu den Arbeiten, womit er sich Anerkennung verschaffte, wenn auch die seinerZeit vom Professor Decher in Augsburg über denselben gefällten Urtheile als zu scharf be zeichnet werden müssen '). Bessere Ergebnisse lieferte 1861 ein vom Maschinenfabrikanten Herrn Car s tens Waltjen in Bremen 2 ) angegebener und ausge führter, auch in verschiedenen deutschen Staaten patentirter Apparat, Reibungswaage genannt, dessen Princip sich zwar auch auf das des Prony’sehen Zaumes basirte, sich jedoch durch Einfachheit und Gedrängtheit auszeichnete, endlich auch dadurch empfiehlt, daß ein Lauf- oder Schieb-Gewicht, die sonst nothwen- digen (auf eine Waagschaale zu bringenden) Gewichte, zum Ab wiegen der Reibungswiderstände, ersetzt 3 ). Nach von Herrn Waltjen selbst angestellten Versuchen, ändert sich die Reibung bei einem und demselben Schmieröl und 1) Dingle r’s ,Polyt. Journal*, Band 136 (1855), S. 414 unter der Ueber- schrift: „Ueber die Versuche des Herrn Hirn, die mittelbare Reibung betreffend und über das mechanische Aequivalent der Wärme“. 2) Waltjen, der Gründer der großen Maschinenfabrik und Schiffsbauanstalt „Acti eng es eil schaft Weser“, wurde 1814 in Bremen geboren und starb daselbst 1880. 3) Der Verfasser hat selbst mit der Wal tj en’schen Reibungswaage Ver suche angestellt und darüber, neben Beigabe einer mit Abbildungen begleiteten Beschreibung, berichtet in den .Mittheilungen des Gewerbe-Vereins für das König reich Hannover,* Jahrgang 1861, S. 31 ff. Im Jahre 1870 stellte Herr Professor II. Fischer mit derselben Waage Versuche an, worüber in Dingler’s ,Poly- tech. Journal*, Bd. 197, S. 389 berichtet wird. Dabei gelangte dieser Herr zu dem beachtenswerthen Schlüsse, „daß die Reibungscoefficienten von den Geschwin digkeiten in so hohem Maße abhängig sind, daß die Unterschiede der einzelnen Oelsorten hiergegen verschwinden“. Im Allgemeinen zeigte sich auch hier wieder die Waage höchst brauchbar.