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§. 7. Erster Theil. Zweites Capitol. hundert wieder die Oberhand gewonnene scholastische Philosophie die Hauptschuld trug. Neue Hoffnung zum Besserwerden schöpfte man allerdings im christlichen Europa mit der Entstehung der Universitäten, 1206 zu Paris, 1221 zu Padua, 1249 zu Oxford und Cambridge, 1348 zu Prag, 1365 zu Wien, 1409 zu Leipzig etc. Nach Hankel 1 ) scheint man, was die mathematischen Wis senschaften betrifft, beispielsweise in Paris, dem Haupte der da maligen Universitäten, nicht über das erste Buch des Euklid hin ausgekommen zu sein, was wohl der Scherzname „magister mathe- seos“ beweisen dürfte, welchen man bekanntlich zu jener Zeit dem sogenannten Pytliagoräischen Lehrsatz 2 ) gegeben hatte. Eine bessere Stelle als in Paris nahm die Mathematik gleich anfänglich an der Universität Wien ein, deren erster Rector Al bertus de Saxonia 8 ) (Sohn eines Bauern zu Rickmersdorf in Sachsen) als mathematischer Schriftsteller auftrat und dessen Lehrbücher wahrscheinlich in Wien gebraucht wurden 4 ). Unter den damaligen Docenten der Mathematik und Astro nomie zeichnete sich besonders Heinrich von Hessen, genannt Langenstein aus, über den gleichfalls Gerhardt in der so eben notirten ,Geschichte 1 berichtet. Ein würdiger Nachfolger des Langenstein war der Professor der Astronomie Johannes 5 ) (Joannes de Gamundia, zwischen 1375 und 1385 zu schwä bisch Gmünd in Württemberg geboren), welcher als Verfasser guter astronomischer Schriften, vor Allem aber als ein vortrefflicher Lehrer bezeichnet wird. Vielleicht der Ausgezeichnetste seiner Schüler war Georg von Peurbach (Purbach), 1423 zu Peurbach in Ober-Oesterreich geboren, der bereits 1440 (also 17 Jahre alt) Magister wurde und dem man, nach zehnjährigen Studien in Italien, im Jahre 1450 den 1) a. a. 0., S. 355. 2) Der Verfasser erwähnt hier absichtlich den Satz des Pythagoras vom rechtwinkligen Dreieck S. 5, Note 2 nochmals, um nachzutragen, daß dieser auch den Chinesen (Hankel, a. a. O., S. 406) bekannt gewesen sein soll. 3) Albertus de Saxonia war später, von 1366—1390, Bischof von Ilal- berstadt. 4) Gerhardt, ,Geschichte der Mathematik 1 , S. 3, München 1877. 5) Wolf (a. a. O., S. 86) erzählt, daß Johannes an der Universität Wien studirte, 1406 Magister der freien Künste und der Philosophie wurde, dann zum Domherrn von St. Stephan aufrückte und 1442 starb.