Volltext Seite (XML)
§. 42. Vom letzten Drittel des 18. bis zum ersten Drittel 19. desJahrh. 501 Den Neigungswinkel bei welchem der Körper im Begriffe steht herabzugleiten, aber eben noch liegen bleibt, nennt Par ent den Gleichgewicbtswinkel (l’ölövation d’öquilibre), wofür man wohl auch die Namen „Ruhewinkel“ oder „Reibungs winkel“ wählte und zeigt, daß dessen trigonometrische Tangente das Verhältniß der Reibung zum Gewicht des Körpers (also den Reibungscoefficienten) angiebt'). Auch Leibniz (S. 118 ff.) widmete der Reibungsfrage eine kurze Erörterung (in den ,Miscell. Berol.‘, Tome I [1710], pag. 307—317). Er erklärte (wie Labire) die Entstehung der Rei bung aus dem Ineinandergreifen der Erhöhungen und Vertie fungen der Berührungsflächen, welche bei der Bewegung entweder abgebrochen, gebogen oder auseinander gehoben werden müssen. Uebrigens stimmt er den Hypothesen und Versuchsresultaten Amontons bei, stellte jedoch „zum ersten Male“ bestimmt in Abrede, daß die physikalische Beschaffenheit der Berührungs flächen ohne Einfluß auf die Größe der Reibung sei, behauptet also, daß letzere für alle Substanzen nicht gleich groß, der Rei- bungscoefficient daher nicht überall y a sein könne. Da der Raum mangelt um alle Physiker, Mathematiker, Techniker etc., welche sich später mit den Reibungsfragen be schäftigten (wie u. A. Camus 2 ), Leupold 3 ), Bülfinger 4 ), Desaguliers 5 ), Belidor 6 ) hier zu nennen und deren Er gebnisse zu erörtern, muß, in Bezug auf eine noch ausführ lichere Geschichte des Gegenstandes, besonders auf die unten notirten Quellen 7 ) verwiesen werden. Diejenigen welche beson- 1) Ist P die parallel zur schiefen Ebene vom Neigungswinkel er, wirkende Kraft, bezeichnet ferner Q das Gewicht des Körpers und f den Reibungscoefficienten, so hat man bekanntlich, wenn P den Körper auf der schiefen Ebene nur im Gleichgewicht erhalten soll: P = Q sincc — f Q coscc. Daher für P = Null: f = tg. «. 2) ,Traite des forces mouvantes*. Paris 1722. 3) ,Theatrum machinarum 1 . Leipzig 1744. 4) ,Comment. Acad. Imp. Petrop.* T. II 1727. 5) ,Course of exp£rim. philos.‘ 1734. 6) ,Architectur hydraulique* 1737. 7) Gehler ,Physikalisches Wörterbuch*. Ausgaben von 1825 bis 1845. Artikel: Reibung, ferner Georg Rennie, Versuche über die Reibung und Ab nutzung (Abreibung) der Oberflächen der Körper. Von A. Burg nach den ,Phil. Transact.* von 1829 im 17. Bande der ,Jahrbücher des Wiener Polytch. Instituts. Ferner Br ix bereits oben empfohlene ausgezeichnete Arbeit in den Yerhanfi-