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500 §. 42. Erster Theil. Drittes Zusatz-Capitel. Radumfange geringer. Beispielsweise nimmt Amontons das Verhältnis vom Zapfenradius = q zum Radius des Rades = r, d. i.: — = / und findet demnach (bei '/ 3 des Reibungscoefficienten) T lö die Reibung gleich Vm des Gesammtgewichtes vom Karren und seiner Ladung. Amontons’ Resultat, daß die Reibungsgröße von der Be rührungsfläche unabhängig sei, erregte unter den damaligen Aka demikern so großen Zweifel, daß sich Lahire für verpflichtet hielt, neue Versuche und zwar mit einem Apparate anzustellen, der im wesentlichen aus einem Tische mit horizontaler Platte be stand, auf welcher er die zum Versuche bestimmten Körper (hölzerne Prismen und Marmorblöcke) dadurch zu einer Horizontal bewegung veranlaßte, daß er an diese Körper eine Schnur be festigte, letztere über eine feste Rolle leitete und am freien Ende derselben geeignete Gewichte aufhing. Stimmten die Resultate dieser Versuche auch im Allgemeinen mit denen Amontons überein, so glaubte Lahire doch auch ausnahmsweise gefunden zu haben, daß unter besonderen Umständen (beispielsweise, wenn die Unebenheiten der Berührungs flächen, durch deren Ineinandergreifen er sich den Reibungswider stand erklärte, hart und unbiegsam sind), die Reibung mit der Berührungsfläche zunimmt. Ein anderer französischer Mathematiker Par ent 1 ), der sich namentlich Verdienste um die Theorie der Wasserräder erwarb und ebenfalls Versuche über den Reibungswiderstand anstellte 2 ), gelangte schließlich doch zu dem Resultate, daß weder die Größe der Berührungsfläche, noch die Geschwindigkeit der Bewegung irgend einen Einfluß auf die Größe der Reibung habe. Par ent war es auch der zuerst eine verstellbare schiefe Ebene zu gebrauchen lehrte, der man eine solche Neigung gegen den Horizont geben kann, daß ein darauf gelegter Körper, bloß durch die Reibung, eben am Herabgleiten verhindert wird. 1) Antoine Parent wurde 1666 in Paris geboren und starb daselbst 1716. Obwohl nur Privatlehrer der Mathematik, veranlagten dennoch seine mehrfachen physikalischen und mathematischen Arbeiten im Jahre 1699 seine Aufnahme in die Akademie der Wissenschaften. 2) ,Histoire de PAcad^mie 4 etc. Annee 1700, pag. 145, und ,Memoire de PAcad&nie 4 , Annfee 1704, pag. 173 u. 195.