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470 §.39. Erster Theil. Sechstes Capitel. leitung der geometrischen Sätze, alle Formeln und me trischen Beziehungen principiell auszuschliePen, d. h. alle Betrachtungen lediglich auf Lagen Verhältnisse zu gründen, überhaupt eine „Geometrie der Lage“ zu schaffen und zu einer selbststän digen Wissen schaft zu machen, wobei man des Messens nicht bedarf. Ohne hier eine vollständige Sammlung von Urtheilen (pro und contra) über v. Staudt’s ,Geometrie der Lage 11 ) zu veranstalten, dürfte es genügen, die Kritiken von drei der Sache besonders gewachsenen Männern, Hankel, Paulus und Wey rauch, in Kürze wiederzugeben. Hankel (a. a. 0. S. 30), nennt zuerst v. Staudt’s Buch „ein klassisches Meisterwerk“ hinsichtlich systematischer Einheit und Eleganz, bemerkt jedoch, es sei nicht zu leugnen, daP ihm eine gewisse Einseitigkeit anhängt „die sich selbst rächt“. Paulus in seinem anerkannten Buche ,Grundlinien der neueren, ebenen Geometrie 1 (Stuttgart 1853, S. VIII) bemerkt, nach dem Ausspruche mehrfachen Lobes, über v. Staudt’s Arbeit (wörtlich) Folgendes: „v. Staudt hat sich erstens dadurch enge Grenzen gesetzt, daP er den Begriff des MaPes ganz vermieden und eine reine Geometrie der Lage schreiben wollte. Zweitens, daP ihm ein Ausdruck fehlt, der das bezeichnet, was Steiner projektiviscli heiPt und wofür Staudt keinen besonderen Ausdruck hat, welcher Mangel wesentlich dazu bei trägt, das VerständniP des Staud t’sehen Werkes zu erschweren“. Weyrauch 2 ) spricht sich bei Gelegenheit einer kritisch orientirenden Besprechung der graphischen Methoden (beim 1) Der Verfasser hält es für angemessen, hier aus Cremona’s ,Elemente der projektivischen Geometrie* und zwar nach der Uebersetzung von Trautvetter (Stuttgart 1882), eine Stelle aus dem Vorworte (S. VI) des berühmten (leider 1884 verstorbenen) Fach-Professors, wiederzugeben, welche also lautet: „Ich habe nicht den Titel .Geometrie der Lage 4 , sondern den ,Pro- jektivische Geometrie* für mein Buch gewählt, da letzterer die wahre Natur der Methoden ausdrückt, die wesentlich auf der centralen oder perspek tivischen Projektion beruhen. In dieser Wahl bin ich dadurch bestärkt worden, daß der ggoße Poncelet, der Hauptschöpfer der neuen Methode, sein unsterbliches Buch (S. 389) mit ,Traitd des propridtds projectives des figures* be zeichnet hat“. 2) Zeitschrift für Mathematik u. Physik 1874, S. 381.