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§. 39. Vom letzten Drittel des 18. bis zum ersten Drittel des 19. Jabrh. 469 hat 1 ). Namentlich ist mit Steiner’s Werke die Lehre von den Kegelschnitten und den im Raume entsprechenden Gebilden, den Flächen zweiter Ordnung, sammt den hierzu gehörigen The orien, im Wesentlichen abgeschlossen. In dem schönen Satze, daß ein Kegelschnitt durch den Durchschnitt zweier collinearer (projektivischer) Büschel erzeugt werden kann und dem dazu dualen, erkannte er das Fundamentalprincip aus dem sich alle die unzähligen bisher oft so wundersamen Eigenschaften dieser merkwürdigen Curven, wie von selbst, mit spielender Leichtigkeit ergeben 2 ). Der zweite der vorgenannten Geometer v. Staudt®) machte sich zuerst durch ein kleines Buch ,Geometrie der Lage'(1847) bekannt, worin er sich die Aufgabe gestellt hatte, bei der Her- 1) Haukel in' seinem bereits oben (8. 256, Note 1) genannten Buche ,Elemente der projektivisehen Geometrie*, welches derVerfasser auch hier wieder mehrfach benutzte, nennt Steiner „das größte geometrische Genie“, welches seit den Zeiten eines Appollonius (S. 12) aufgetreten ist. Dühring in der zweiten Auflage seiner ,Kritischen Geschichte der allge meinen Prinzipien der Mechanik 1 , (Leipzig 1877) bezeichnet (Seite 529) Steiner als denjenigen bedeutenden Mathematiker, der nächst P once 1 e t, an der neueren Geometrie den größten Antheil hat und bedauert (mit Recht), daß sich Steiner ungeachtet dieser Leistungen, als bloß außerordentlicher und mithin außerhalb der Facultät, belassener Professor, an der Berliner Universität, bis an das Ende seines Lebens behelfen mußte. 2) Weiteres hierüber bei Hankel a. a. O. S. 27 und in Steiner’s ,Vor lesungen über synthetische Geometrie 1 . Bd. X (Herausgegeben von Geiser) und Bd. II (Herausgegeben von Schröter). Steiner’s ,Gesammelte Werke 1 . Zwei Quartbände, wurden von Weier straß, im Aufträge der Königl. Preuß. Akademie der Wissenschaften, in den Jahren 1881 und 1882, herausgegeben. 3) Staudt wurde 1798 zu Rothenburg an der Tauber geboren und starb 1867 in Erlangen. Von Staudt’s früheren Lebensjahren vermögen wir nichts zu berichten, da uns betreffende Quellen nicht zu Gebote standen. Demnach wissen wir nur, daß er von 1822 bis 1827 als Professor am Gymnasium zu Würzburg und Privatdozent an der Universität daselbst wirkte, dann als l’rofessor an das Gymnasium und an die polytechnische Schule zu Nürnberg berufen wurde und schließlich als „von Staudt“ ordentlicher Professor an der Universität Erlangen war. Aufsehen erregte Staudt durch seine ,Geometrie der Lage 1 auf die im Jahre 1866 Culmann in Zürich besonders seine graphische Statik stützte, wobei letzterer Schriftsteller die von Staudt eingeführten Ausdrücke brauchte, wie gerades Gebilde, Strahlenbüschel, Strahlenbündel, harmo nische, involutorische Gebilde u. s. w,