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§. 38. Vom letzten Drittel des 18. bis zum ersten Drittel des 19. Jahrh. 465 Während Schlömilch das rasche Vergreifen der Egger- schen Uehersetzung als einen Beweis der Güte des Duhamel- schen Werkes betrachtete, wurde dasselbe von Dr. Dü bring in der zweiten Auflage (1877) seiner ,Kritischen Geschichte der allgemeinen Prinzipien der Mechanik“, S. 533 ff. minder günstig beurtheilt. Referent vermeidet absichtlich jede Polemik über letztere Frage, muß jedoch erklären, daß er aus Duhamel’s Mechanik recht viel gelernt hat und daß diesem Werke, gegen über der zuweilen etwas weitschweifigen ,P o i s s o n ’ sehen Mechanik“ (S. 305) und der zu gedrängt abgefaßten .Mechanik Na vier’s“ (S. 358), seinerzeit jedenfalls (auch heute noch) eine gebührende Anerkennung nicht versagt werden darf. Der bereits mitgenannte Delaunay 1 ) wurde außerhalb Frankreich zuerst bekannt durch die Abhandlung: ,Memoire sur 1) Charles Delaunay wurde am 19. April 1816 zu Lusigny bei Troyes geboren und fand seinen Tod am 8. August 1872, bei einer Exkursionsfahrt an den Küsten der Normandie im atlantischen Ocean. Nach den gewöhnlichen Vor- bereitungseursen ward Delaunay Ingenieur des mines, Repetitor an der Ecole pol)technique und vertrat von 1841—48 den berühmten Physiker Biot in der Sorbonne. Nachdem er Professor der höheren Mathematik und der Mechanik der Ecole polytechnique und an der Faculte des Sciences de Paris geworden war, ernannte ihn 1855 die Pariser Akademie zu ihrem Mitgliede, wozu noch mehr seine Arbeiten in verschiedenen Gebieten der Astronomie (insbesondere seine .Theorie des Mondes') beitrug und worüber v. Mädler in seiner be schichte der Himmelskunde nach ihrem ganzen Umfange' und Wolff in seiner ,Geschichte der Astronomie' berichten. Von 1854 ab ersetzte Delaunay den Entdecker des Planeten Neptun, Leverrier, als Direktor der Pariser Sternwarte, in welcher Stellung Delaunay nicht nur ebenfalls seinen guten Ruf als wissenschaftlicher und praktischer Astronom bewährte, sondern auch die werthvollen Sammlungen und Instrumente dieses Instituts in den schwierigen Zeiten der Belagerung von Paris durch die Deutschen und der Herrschaft der Petroleurs (1871), zu schützen verstand, obwohl letztere Banditen, auch der Sternwarte den Untergang geschworen hatten. Ueber Delaunay’s bereits erwähntes, trauriges Lebensende findet sich in Liouville’s ,Journal des Mathematiques' (Tome XVII, Annöe 1872, pag. 348) noch die ergänzende Notiz, daß Delaunay die bezeichnete Meerfahrt mit seinem Cousin (einem Marineoffizier mit Namen Millot) und zwei Matrosen auf der Rhede von Cherbourg gemacht habe, alle vier Insassen des Botes beim Um schlagen des letzteren verunglückten und nur der Körper des berühmten Gelehrten an dem Ufer der Insel Pclee wiedergefunden worden wäre. Ein vom Präsidenten der Akademie, Herrn Faye, verfaßter Nachruf unter den beiden Ueberschriften „Funbrailles de M. Delaunay“ und „Discours de M. Faye“, findet sich in dem vorher bezeichneten Liouville’sehen Journale der Mathematik (Aunce 1872, pag. 348). Rühlmann, Vorträge. 30