§. 38. Erster Theil. Sechstes Capitel. M o ri n '). Der Vierte vorgenannter, verdienstvoller Franzosen, im Gebiete der technischen Mechanik, zeichnete sich besonders 1) Arthur Morin wurde am 17. Oktober 1795 in Paris geboren und starb daselbst am 7. Febr. 1880. Seine erste Erziehung erhielt er in Italien, da seine Mutter zum Hofe der Prinzessin Elise Bonaparte (Großherzogin von Toscana) gehörte. 1814 nach Frankreich zurückgekehrt, wurde er bald darauf Zögling der Pariser polytechnischen Schule und schon vor Ende 1815 in der Ecole d’Application in Metz aufgenommen. Aus dieser Anstalt trat Morin 1819 als Lieutenant in das erste Pontonnier-Bataillon. Ende der zwanziger Jahre wurde er zum Kapitain ernannt und 1839 Nachfolger Poncelets in der vorge nannten Metzer Artillerie- und Ingenieurschule. In dieser Stellung erwarb sich Morin sowohl den Ruf eines vortrefflichen Lehrers, als geschulten Experimen tators, in welcher letzteren Beziehung seine Versuche über die Reibung fester Körper bei ihrer Bewegung auf einander noch heute die einzigen sind, mittels deren Resultaten die technische Welt fast ohne Ausnahme rechnet. Im Jahre 1843 wurde Morin zum Mitgliede der Akademie der Wissenschaften und zwar an die Stelle des am 19. September 1843 verstorbenen Coriolis erwählt. Die politischen Ereignisse des Jahres 1848 veranlagten sein Avancement zum Oberst- lieutnant und 1849 (nach dem Tode Poncelet’s) seine Ernennung zum Direktor des Conservatoire des Arts et Metiers in Paris. Als besondere Auszeichnung er hielt er im Jahre 1858 den Grad eines Großofficiers der Ehrenlegion. Im Jahre 18G3 wurde Morin Divisionsgeneral und Mitglied der Commission de l'enseignement professionel in deren Aufträge er auch Deutschland bereiste und deren Arbeit bereits 18G4 in zwei großen Quartbänden unter dem Titel ,Enquete sur l’enseignement professionel* veröffentlicht wurde. Bei den Pariser internationalen Ausstellungen von 1855 und 18G7 war Morin besonders thätig. Im Jahre 18G9 wurde er zum Präsidenten einer inter nationalen Commission ernannt, welcher die Herstellung von metrischen Normal maaßen und Gewichten (etalons mdtriques) zur Aufgabe gestellt wurde und welcher Morin eine ebenso große Thätigkeit widmete wie seiner Stellung als Mitglied der Akademie der Wissenschaften und als Direktor des Conservatoire des Arts et Metiers. Die vortrefflichen und großartigen Modellsammlungen dieses letzteren Instituts (welchem Morin bis zu seinem Tode als Direktor Vorstand) war er stets bestrebt in richtiger Weise zu vervollständigen und zu vermehren, so daß sich unter ihm der Werth dieser Sammlungen von 1 Million bis auf 3 Millionen Franken erhob. Erwähnt zu werden verdient noch der von ihm verfaßte ,Catalogue des Collections des Conservatoire*, dessen sechste Auflage (mit einer von Paul lluguet verfaßten .Notice Historique* dieses Instituts) mir im Jahre 1878 von Morin selbst zum Geschenke gemacht wurde. Ausführlichere Biographie Morin’s liefert Tresca’s Rede am Grabe Morin’s, welche sich unter der Ueberschrift: „Necrologie'* im .Bulletin de la socidtd d’encouragement*, Tome VII, 1880, pag. 277 abgedruckt vorfindet und die von James Forrest redigirten ,Minutes of Proceedings of the Institution of Civil Engineers*, Vol. LXII, London 1880, pag. 349. Genannte Institution hatte Morin am 2. März 1875 zu ihrem Honorary Member gewählt.