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§. ß. Aelteste Zeit. 29 Pappus im 8. Buche seiner Collectionen allerdings ohne Erfolg versucht hat, das Kraftverhältniß auf der schiefen Ebene zu be stimmen. Den sonstigen Leistungen des Pappus gegenüber, ins besondere auch in der Geometrie 1 ), ist jedenfalls W he well’s Urtheil über den verfehlten Versuch das mechanische Problem der schiefen Ebene zu lösen, als viel zu hart zu bezeichnen, indem dieser Geschichtsschreiber hierüber Folgendes bemerkt 2 ): „Offenbar war sein (Pappus) Begriff von dem Gegenstände unbestimmt und schwankend; es fehlte ihm die auf Verstand gegründete Ueberzeugung; er begnügte sich mit bloßen Muth- maßungen und vagen Ansichten, die aber nie zu einer wahren, reellen Erkenntniß führen.“ In den folgenden Sätzen sucht Whewell dies Urtheil einiger maßen zu verbessern, indem er sich folgendermaßen äußert: „Pappus war ohne Zweifel einer der besten Mathematiker der Alexandrinischen Schule, allein über mechanische Gegenstände, über welche seine Ideen noch so unbestimmt waren, hatten auch alle seine Zeitgenossen keine bessere aufzuweisen.“ §• 6- Während die Griechen der damaligen Zeit die Welt belehrten, wurde diese von den Römern beherrscht 3 ), weshalb es auch erstere (und insbesondere die Jünger der Alexandrinischen Schule) waren, welche die Mathematik unter den Römern erhielten und culti- virten. Der Richtung und dem Geiste der Römer entsprechend, fand bei ihnen die praktische Anwendung der Mathematik und Mechanik (auf Kriegskunst, Baukunst und Feldmesskunst) be sonderen Beifall und Unterstützung, weil hierdurch sowohl ihr Er oberungsgeist als ihre Prachtliebe befördert und begünstigt wurde 4 ). 1) Chasles, ,Geschichte der Geometrie“. Deutsch von Soh ncke. Besonders S. 26, §. 24—42, auch S. 273 etc. 2) ,Geschichte der inductiven Wissenschaften“, deutsch von Littrow, Th. I, S. 206. 3) Man sehe hierüber auch folgende Bücher: Cantor, ,Mathematische Bei träge znm Culturleben der Völker“, Halle 1863, S. 168-—180 und besonders: Hankel, ,Zur Geschichte der Mathematik im Alterthum und Mittelalter“, Leipzig 1874. Abschnitt „Mathematik der Bümer“ von S. 294—303. 4) Ueber die Mathematik der Börner und deren mathematische Literatur, berichtet ausführlich Cantor in seinen ,Vorlesungen über Geschichte der Ma thematik“, Bd. I, S. 439—501.