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426 §. 36. Erster Theil. Sechstes Capitel. Für eine rechte Charakteristik der Sache müssen wir jedoch hierzu dem Geschichtsgange vorgreifen und an die Spitze aller Ver dienste Redtenbacher’s dasjenige stellen, welches er sich um die wissenschaftliche Begründung des heutigen ratio nellen Maschinenbaues durch Einführung derMethode der Verhältnißzahlen erwarb und was alles naturgemäß im innigen Zusammenhänge mit der technischen Mechanik und mit der theoretischen Maschinenlehre steht. Ist auch nicht in Abrede zu stellen, daß Navier und Pon- celet bereits angefangen hatten, die Maschinenlehre Wissenschaft- oben im Texte soweit erörtert, als es hier der Raum gestattete. Nicht ohne Interesse dürfte es dagegen sein, noch aus einem Briefe an seinen Schwager Knörlein (vom 31. December 1857) folgende Stelle zu notiren, welche sich auf die saure Arbeit bezieht, die ihm anfänglich seine literarischen Arbeiten, wegen des gänzlichen Mangels an gehöriger allgemeiner Bildung, bereiteten. Diese Stelle ist folgende: „Wie du weißt, habe ich in Oesterreich in jungen Jahren Stiefel geputzt und Papierdüten gedreht, statt die Classiker des Alterthums und der Neuzeit zu studiren. Ich habe mit mir entsetzlich zu schäften gehabt, bis ich das in der Jugend freilich schuldlos Versäumte einigermaßen nachgeholt hatte, und wie schwer dies ist, kann nur derjenige ermessen, der sich ähnlich wie ich durch eigene Bestrebungen aus sich selbst herausarbeiten mußte“. Endlich verdient noch erwähnt zu werden, daß sich Redtenbacher im Jahre 1837 mit seiner Cousine Marie Redtenbacher verheirathete. Die Ehe war eine glückliche und entsprossen ihr zwei Kinder, Marie und Rudolph. Der jetzt noch lebenden Wittwe, Frau Hofräthin Red tenbach er in Karls ruhe, verdankt der Verfasser eine gute nach dem Leben genommene Photographie des Meisters, nach welcher der Verleger unseres Buches den vortrefflichen Stahl stich hat ausführen lassen, der hier aufgenommen wurde. Ein lithographirtes Portrait Redtenbacher’s erhielt der Verfasser gegenwärtiger Geschichte im Jahre 1860 von Redtenbacher selbst zum Geschenk, was als sehr ähnlich be zeichnet wurde, trotzdem es in künstlerischer Beziehung sehr viel zu wünschen übrig läßt. Es trägt als Unterschrift folgendes von Redtenbacher selbst ver faßtes Motto: „Die allgemeinen Principien der Mechanik bilden die einzig wahre und dauernde Grundlage nicht nur für die Technik, sondern auch für das ganze weite Gebiet der erklärenden Natur wissenschaften“. Redtenbacher’s beste und ausführlichste Biographie hat sein noch lebender Sohn, Herr Architekt Rudolph Redtenbacher verfaßt, die einen werthvollen Theil der Schrift bildet: ,Geistige Bedeutung der Mechanik und ge schichtliche Entdeckung ihrer Principien*. Vortrag, gehalten im Herbst 1859 von Ferdinand Redtenbacher. München 1879. Eine kurze Biographie Ferdinand Redtenbacher’s, der Karlsruher Zeitung vom Jahre 1863, Nr. 93 entlehnt, findet sich abgedruckt in Grunert’s ,Archiv der Mathematik und Physik*, Th, XL, S. 5 des literarischen Berichtes.