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§. 36. Vom letzten Drittel des 18. bis zum ersten Drittel des 19. Jahrh. 425 im Allgemeinen gedacht wurde, heben wir hier speciell die jenigen Zweige hervor, worin sich dieser Meister besonders aus zeichnete. und Vertreter der bekannten Großhandlungs-Firma J. Voith. Den ersten Unter richt genoß Ferdinand Redtenbacher in der Norraalhauptschule zu Steyr, woselbst er bereits Talent und Begabung im Mechanischen, jedoch auch einen festen, fast eisernen Willen zeigte und endlich für einen der ausgelassensten Jungen in dem ganzen lieben Steyr galt. Eine andere Eigenthümlichkeit dieser Jugend periode war die, daß der nachmalige Gelehrte eine solche Abneigung gegen den Schulzwang hatte, daß er die Schule schwänzte, wo er konnte und oft mit Ge walt hingeschleppt werden mußte. Nach Absolvirung dieser Schule brachte man Redtenbacher als Lehrling in ein Spezereigeschäft. Nach Beendigung dieser Lehrzeit fand er bei seinem Sinn und Talent für technische Dinge als Zeichner der kaiserlichen Baudirection zu Linz Beschäftigung, wo er nebenbei privatim eifrig Mathematik studirte. So vorbereitet trat er 1825 in die k. k. polytech nische Schule in Wien, wo er bis zum Jahre 1829 mit solchem Erfolge studirte, derartige Talente und ein so ernstes Streben zeigte, daß er 1829 zum Assistenten für Maschinenlehre am genannten Institute ernannt wurde, welche Lehrkanzel damals Professor Arzberger einnahra, der einer der beliebtesten und tüchtigsten Lehrer war. In dieser Stellung konnte er nur bis zum Jahre 1833 verbleiben, da das Gesetz keine längere Assistentenzeit als vier Jahre duldete. Eine kurze Zeit verging, wo Redtenbacher über seine Zukunft in Ungewißheit war, bis ihm im März 1834 durch die ,Augsburger Allgemeine Zeitung* bekannt wurde, daß, zu dem frei gewordenen Lehramte der angewandten Mathematik an der oberen Industrieschule in Zürich, Bewerber gesucht wurden. Mit besonderen Zeugnissen von Prechtl, Arzberger und Ettingshausen ausgestattet, er hielt er im April 1834 diese Lehrerstelle. Letztere brachte ihm nicht nur sicheres Brot, sondern verschaffte ihm vor Allem den Umgang mit Ingenieuren der Firma Esch er, Wyss u. Comp, in Zürich und hierdurch die Gelegenheit, in diesem berühmten Etablissement sich mit Studien, Aufnahmen und Berechnungen von Maschinen beschäftigen zu können. Daß hierdurch Redtenbacher’s technisch wissenschaftliches Talent für Theorie und Construction der Maschinen in außer ordentlicher Weise gefördert und gebildet wurde, war selbstverständlich. Be zeichnend ist es, daß Redtenbacher damals zugleich einen besonderen Drang nach Ausbildung in der Kunst, namentlich in der Malerei und Dichtkunst neben seiner speciellen Fachrichtung fühlte und dem Mangel hieran in seiner markigen Weise dadurch abzuhelfen suchte, daß er Reisen in die Hochgebirge machte, wo er oft bei halsbrechenden Excursionen Skizzen aufnahm und diese dann zu Hause in Farbe fixirte. Im Jahre 1840 erhielt Redtenbacher einen Ruf als Professor an die polytechnische Schule in Karlsruhe (wahrscheinlich auf Jolly’s Empfehlung, der damals Professor an der Universität Heidelberg war). Mancherlei Umstände, besonders aber der Einfluß des zeitherigen minder begabten Lehrers der Maschinen- baukunde Professor Volz, verzögerten seine Uebersiedelung nach Karlsruhe, welche jedoch endlich im Sommer 1841 erfolgte. Was Redtenbacher an der Karls ruher polytechnischen Schule als Lehrer und Schriftsteller leistete, wurde bereits