Volltext Seite (XML)
418 §. 35. Erster Tlieil. Sechstes Capitel. Wassers durch Mündungen in dünner Wand und durch kurze Ansatzröhren bezogen, gelangte Weisbach zu der wichtigen Thatsache, daß die sogenannten AusfluEcoefficienten, unter sonst gleichen Umständen, um so gröPer werden, je schneller das Wasser der AusfluPmündung zuströmt, oder je gröPer die Aus- fluPöffnung in Bezug auf die vom Wasser bedeckte Wand ist, in welcher sich die AusfluPöffnung befindet. Weisbach hat diese Erscheinung die „unvollkommene Contraction“ genannt, im Gegensätze zu der vollkommenen, bei welcher man das Wasser vor der Mündung als (fast) stillstehend annehmen kann 1 ). Bezeichnet man (mit Weisbach) für einen bestimmten Fall durch fi 0 den Coefficienten der vollkommenen Contraction, so ist der der unvollkommenen Contraction = (i n : t* n = fi 0 [1 0,0760 (9» - 1)] für rectanguläre Mündungen und p, = fi 0 [1 + 0,04564 {(14,821)« — l}] für kreisförmige Mündungen. In beiden Fällen bezeichnet n das VerhältniP des Flächeninhaltes der Mündung a zum Inhalte der Wand A, worin sich die Mündung befindet, so daP ~ = n ist. Für Ueberfälle fand Weisbach: ft„ = fi 0 [1 + 1,718 . m 4 ], sobald die Breite b der Ueberfallskante merklich gröPer als die Breite B des ZufluPcanales ist. Dagegen ergab sich Pn — (*•<> [1,041 -j- 0,3693. « 2 J, für den Fall, daP b = B ist 2 ). Endlich ermittelte Weisbach noch den EinfluP von ge kröpften (gebrochenen oder Knie-) Röhren und von ge- 1) Selbst bedeutsame technische Hydrauliker wie Castel und d’Aubuis- son ahnten dies Gesetz nur, gelangten jedoch zu keiner Klarheit hierüber. Man sehe hierüber namentlich Weisbach’s Angaben in der Vorrede zur zweiten Abtheilung seiner ,Versuche*, S. C. 2) Gegen die allgemeine Anwendbarkeit dieser letzteren beiden Weisbach- schen Formeln hat man später mancherlei Bedenken erhoben. Man sehe des halb sowohl Grashof’s /Theoretische Maschinenlehre*, Bd, I, S. 799 als auch des Verfassers ,Hydromechanik*, 2. Aufl., S. 301. Zu letzteren vier Formeln gelangte Weisbach später, man findet sie daher zuerst in seinem ,Lehrbuche der Ingenieur- und Maschinen-Mechanik*, Bd. I, S. 315 und S. 419 (erste Auflage vom Jahre 1845).