§. 35. Vom letzten Drittel des 18. bis zum ersten Drittel des 19. Jahrb. 415 Inzwischen hatte Weisbach (im Jahre 1839) bei einem längeren Aufenthalte in Paris persönliche Bekanntschaft mit Poncelet, Coriolis, Morin, Arago u. A. gemacht, dabei größere Einsicht in die epochemachenden Schriften dieser Meister der neueren technischen Mechanik gewonnen und hierdurch über haupt jene Richtung erhalten, worin er (nachher) mit so großem Erfolge lehrte und schrieb. Von dieser Zeit an treten Weisbach und bald nachher (1841) auch Redtenbacher in Deutschland als Begründer der neueren Bau- und Maschinen-Mechanik und zwar derartig auf, daß beider Name für alle Zeiten in der Geschichte der technisch rationellen Mathematik eingezeichnet bleiben wird. §. 35. Julius Weisbach 1 ). W e i s b a c h ’ s bedeutsame Rolle in der Entwickelungs geschichte der heutigen technischen Mechanik (der Bau- und 1) Julius Weisbach, geb. den 10. August 1806 zu Mittelschmiedeberg bei Annaberg im Königreiche Sachsen und gest. am 24. Februar 1871 zu Frei berg. Weisbach’s Vater war Schichtmeister auf dem v. El terlein’schen Eisenhüttenwerke, der ihn soweit als möglich in guter Elementarschule unter richten ließ, so daß er yon 1820 ab die Bergschule in Freiberg und darauf von 1822 bis 1826 die königliche Bergakademie daselbst besuchen konnte. Im Jahre 1827 bezog Weisbach die Universität Göttingen und hörte daselbst namentlich den Mathematiker Thibaut, den Physiker Tobias Mayer, den Chemiker Stromeyer und den Naturhistoriker Blumenbach. In Göttingen erwarb sich Weisbach derartig die Achtung seiner Lehrer und die Liebe seiner Commili- tonen, daß er die Zeit zu der schönsten seines Lebens rechnete, welche er an der berühmten Georgia Augusta verbrachte. Von 1829 an vollendete er seine akademischen Studien in Wien, wo er namentlich die Vorlesungen der Physiker v. Ettingshausen und v. Baumgartner, sowie des Mineralogen Mohs be suchte. Im Jahre 1830 unternahm er eine halbjährige bergmännische Fußreise durch die österreichischen Länder Böhmen, Ungarn, Steiermark, Kärnthen und Salzburg. Nach seiner Rückkehr erhielt er den Antrag, in das Eisenhüttenwerk Lauchhammer (dem Grafen v. Einsiedel gehörig) als Beamter einzutreten, welchen Antrag er indeß ansschlug. Dieser Schritt war entscheidend für seine ganze Zukunft; er verzichtete auf das ihm gebotene sichere Einkommen und zog es trotz seiner Mittellosigkeit vor, sich in Freiberg als Privatgelehrter niederzu lassen und seinen Unterhalt durch mühseliges Stnndengeben zu erwerben. Im Jahre 1832 wurde Wei sbach beauftragt, die Vorlesungen des Professors Hecht über Mathematik an der Bergakademie zu Ende zu führen, 1833 erhielt er definitiv