414 §. 34. Erster Theil. Sechstes Capitel. Das erste Buch, worin die rechte Verbindung der rationellen (analytischen) Mechanik mit der technischen Mechanik versucht wurde, war Professor Kayser’s ') ,Handbuch der Mechanik mit Bezug auf ihre Anwendung“, Karlsruhe 1842. Der Verfasser ge steht selbst in der Vorrede seines Buches, daß er zu der von ihm gewählten Auffassung und Behandlung der Mechanik für technische Kreise und Zwecke, erst nach dem Erscheinen seines ,Handbuches der Statik fester Körper“ (Karlsruhe 1836) und zwar von da ab gelangte, als ihm die betreffenden Arbeiten von Navier, Poncelet, Morin, Combes, Belanger, Vauthier, Taffe u. A. bekannt geworden waren. Kayser’s Buch ist in der That auch als dasjenige zu bezeichnen, worin zum ersten Male in einem selbständigen deutschen Werke über Mechanik, vom Principe der lebendigen Kräfte und vom Principe Carnot’s, zur Beantwortung dynamischer und hydraulischer technischer Fragen gehörig Anwendung gemacht wird. Das gewichtigste Urtheil über Kayser’s Buch fällte seiner Zeit Redtenbacher (sein College an der Karlsruher polytech nischen Schule), indem sich dieser in einem Briefe an Raabe in Zürich (im Sommer 1842) folgendermaßen äußert 2 ): „Die mathematischen Kenntnisse meiner Schüler am Karls ruher Polytechnikum lassen freilich manches zu wünschen übrig, was daher kommt, daßLadomus eine alte schleppende Methode hat, mit der er nicht vorwärts kommt. Dagegen erhalten die Schüler eine solide Grundlage in der Statik und Mechanik durch Professor Ivayser und das ist für mich viel werth“. 1) E. H. A. Kayser wurde am 22. April 1798 zu Ottweiler in Rhein preußen geboren und starb am 12. November 1870 in Heidelberg. Vom 4. No vember 1819 an wirkte Kayser als Lehrer an der Realklasse des Lyceums in Karlsruhe und am 28. December 1822 erhielt er die Professur für Mechanik an der Ingenieurschule des Polytechnikums ebendaselbst. Während des Zeitraumes 1835 bis 1839 war Kayser Mitglied der Ge- werbeschul-Commission in Baden, später ernannte ihn der Großherzog zum badischen Hofrathe, während er bis znm Jahre 1858 mit Erfolg an der Karls ruher polytechnischen Schule lehrte. Nachdem er sich hatte in den Ruhestand versetzen lassen, verlebte er seine Zeit bei mancherlei nützlichen Beschäftigungen in Heidelberg, wo ihn im Jahre 1870, also im Alter von 72 Jahren der Tod ereilte. 2) ,Geistige Bedeutung der Mechanik und geschichtliche Entwickelung der Principien 1 . Vortrag von Ferdinand Redtenbacher. Heiausgegeben vou (seinem Sohne) Rudolph Redtenbacher. München 1879, S. 39.