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412 §. 33. Erster Theil. Sechstes Capitol. Professor der höheren Mathematik am k. k. polytechnischen Institute in Wien. Hierbei muß (die Gelegenheit benutzend) her vorgehoben werden, daß sich Burg (namentlich später) auch nicht gering zu schätzende Verdienste im Literaturgebiete der gab die Veranlassung, daß der kaum 15 Jahre alte (freigesprochene) Tischler- gehülfe (1812) in die Architektur-Abtheilung der k. k. Akademie der bildenden Künste in Wien aufgenommen und nachher auch in die Hörsäle der Universität geführt wurde, wo er sich besonders unter dem Einflüsse Littrow’s der Mathe matik zuwandte. Im Jahre 1815 trat Burg in das neu errichtete Wiener poly technische Institut, dessen verschiedene Lehrzweige er mit Auszeichnung absolvirte, bereits 1820 provisorischer Assistent der Lehrkanzel für Mathematik und schon 1821 definitiver Assistent wurde, dem 1828 seine Ernennung zum ordentlichen Professor der höheren Mathematik folgte. Burg’s schriftstellerische Erstlingswerke waren (1824) ,Anfangsgründe der analytischen Geometrie 1 und (1826) ,Lehrbuch der geradlinigen und sphärischen Trigonometrie*, dem (1833) sein Hauptwerk, das ,Ausführliche Lehrbuch der höheren (reinen) Mathematik* folgte, was noch heute in Bezug auf Einfachheit, Klarheit und entsprechende wissenschaftliche Strenge, namentlich den Anfängern im Studium der höheren Mathematik, empfohlen werden kann, wenn es auch manche der neueren (oft überflüssigen) Formen entbehrt. Im Jahre 1836 vollzog sich eine Wandlung in der wissenschaftlich-tech nischen Richtung Burg’s, die von vielen seiner Freunde bedauert wurde, indem er dem Gebiete der höheren Mathematik entzogen ward, worin er ungewöhn liche Erfolge erreicht hatte, und gezwungen die Lehrkanzel der Mechanik und Maschinenlehre übernehmen mußte. Nichtsdestoweniger leistete Burg was er konnte im Gebiete der epoche machenden Literatur, gegenüber Weisbach und Redtenbacher, immerhin der höchsten Anerkennung werth. Von seiner Thätigkeit im neuen Lehrgebiete giebt sein ,Compendium der populären Mechanik und Maschinenlehre* (1844 bis 1856 drei Auflagen), dem noch ein Supplement (zwei Auflagen, 1850 bis 1863) folgte, vortreffliches Zeugniß. Außer diesen Hauptwerken sind noch zahlreiche andere literarische Arbeiten zu verzeichnen, in den ,Jahrbüchern des k. k. polytechnischen Instituts*, in Prechtls technischer Encyklopädie*, in der Zeitschrift des Niederösterreichischen Gewerbevereins 1 , in den ,Berichten der Wiener Akademie der Wissenschaften* etc., worüber ausführlicher berichtet wird, sowohl in Poggen d orff’s bibliographisch- literarischem Handwörterbuche* als auch in der ,Wochenschrift des Niederöster reichischen Gewerbevereins* vom 16. Februar 1882. An letzterer Stelle wird schließlich Burg ganz richtig als ein „lehren der Gelehrter“ und überdies als ein gerader Gegensatz von der Cha rakteristik einer anderen (Österreichischen) gelehrten Persönlichkeit bezeichnet, die ein Journalist in folgenden Sätzen gab: „So neidisch wie ein Professor, so dünkelhaft wie ein Gelehrter und so eitel wie ein Schriftsteller“.