408 §. 33. Erster Theil. Sechstes Capitel. In diesem Werke war der rein theoretische Theil der Statik im Geiste der französischen Lehrbücher von Poisson und Francoeur recht gut (wenn auch etwas breit) bearbeitet, im Abschnitte „Kettenlinie“ selbst Poncelet benutzt, indeß blieb der wichtigste Theil der Anwendung, das Capitel vom Wider stande der Materialien unveröffentlicht. Leider war dem Ver fasser zur Pflicht gemacht, die Anwendung der höheren Analysis (Differential- und Integralrechnung) auszuschließen, so daß er den 2. Band, die ,Mechanik fester Körper 1 nur ungenügend behan deln konnte. Die wichtigen Abschnitte „Krummlinige Bewegung“, „Centralbewegung“ lieferten keine Einsicht in die wahre Natur des Gegenstandes; von den wichtigen dynamischen Principien (S. 200) wird nur das von der Erhaltung des Schwerpunktes er örtert, während das Princip d’Alembert’s, das der lebendigen Kräfte, und endlich das Princip Carnot’s (S. 266) nicht einmal erwähnt werden. Nicht viel anders mußte man über das 1832 in Dresden er schienene ,Handbuch der Mechanik für Praktiker 1 von J. A. Schu bert 1 ) urtheilen, indem dies fast ausschließlich die Arbeiten 1) Johann Andreas Schubert wurde am 19. März 1808 in Wernersgrün bei Auerbach im sächsischen Voigtlande geboren und starb am 6. October 1870 in Dresden. Als das fünfte Kind eines in sehr bedrängte Verhältnisse ge- rathenen Landmannes muPte er sich schon als kleiner Knabe seinen Lebens unterhalt selbst verdienen und zwar zuerst, kaum 7 Jahre alt, als Kuh- und Schafhirt, sodann als Hausirer mit sogenannten KuPbutten (KienruPtönnchen). Durch Gottes Fügung traf eines Tages der damalige Polizeidirector v. Rackel den fast zum Umfallen ermüdeten Knaben auf dem Trittbrett seiner Equipage, bei einer Fahrt zwischen Grimma und Leipzig, fand Gefallen an dem Jungen mit scheinbar aufgewecktem Geiste, erkundigte sich nach seinen Verhältnissen, lieP ihn zu sich nach Leipzig kommen und ihm hier Schulunterricht ertheilen. v. Rackel’s früher Tod wurde Veranlassung, daß der junge Schubert auf dem rühmlichst bekannten Knabenerziehungsinstitute (der Freimaurer) zu Friedrich stadt-Dresden untergebracht wurde, von wo aus er, 16 Jahre alt, die Bauakademie zu Dresden bezog. Bereits im Jahre 1828, also erst 20 Jahre alt, wurde Schubert Lehrer der Mathematik an der neu errichteten technischen Bildungs anstalt (der jetzigen polytechnischen Schule). Im Jahre 1832 wurde Schubert zum Professor ernannt und erwarb sich hier, in der 41jährigen Lehrthätigkeit, die Liebe und das Vertrauen seiner Schüler im allerhöchsten Grade. 1834 stiftete Schubert den Dresdener Gewerbe-Verein, wurde Gründer der Maschinenbau anstalt zu Uebigau bei Dresden und erbaute hier die erste sächsische Eisenbahn- Locomotive. Im Jahre 1849 wurde Schubert mit der Beaufsichtigung der Dampfkessel im Königreiche Sachsen beauftragt und in der Zeit von 1852 bis