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374 §. 30. Erster Theil. Sechstes Capitel. Als in seiner Art eigentümlich und ganz neu sind noch drei Abschnitte des Navier’sehen Memoires (§. 200 bis 244), welche sich auf die verschiedenen, bei Kettenbrücken vorkommen- den Oscillationen derselben beziehen, zu bezeichnen. Leider lag es in der Natur der Sache, daß Na vier’s betreffende Rechnungen als sehr verwickelt und theilweis etwas weitschweifig bezeichnet werden mußten, auf die wir hier nicht weiter eingehen können *). Na vier’s Leistungen im Gebiete der Baumechanik über haupt müssen uns veranlassen, nochmals zum Referate über den ersten Theil des ,Resume des le^ons donnees k l’ecole des ponts 1) Fast gleichzeitig (Mai 1823) mit dem besprochenen Memoire Navier’s erschien im .Bulletin des sciencespar la sociötd philoinatique de Paris'(pag. 73 fl.) eine von ihm sehr einfach und klar abgefaßte Abhandlung unter dem Titel: „Note sur les efi'ets des secousses imprimees aux poids suspendus 'a des fils ou ä des verges e'lastiques“ und in derselben ■ Zeitschrift (December 1825, pag. 178) eine andere, ebenfalls beachtenswerthe Arbeit, betitelt: „Solution de diverses questions relatives aux mouvements de Vibration des corps solides“. Abgesehen von einer mehr verunglückten, denselben Gegenstand betreffen den Behandlung seitens Gerstner’s hat, im Gebiete der deutschen Literatur, der bereits vorher genannte österreichische Ingenieur Friedrich Schnirch die Oscillationsfrage bei Kettenbrücken in einer praktisch brauchbaren Weise (1832) in der (auch schon S. 373 citirten) Schrift erörtert: .Beitrag für den Ketten brückenbau 1 etc. Hierbei benutzt Referent die Gelegenheit, darauf aufmerksam zu machen, daß es ebenfalls Schnirch war, welcher den Kettenbrücken mit mehr als einer Oeffnung die gebührende Aufmerksamkeit widmete und die Wirkungen, welche bei solchen zusammengesetzten Kettenbrücken (bei verschie denen Spannweiten) aus den ungleichen Belastungen mehrerer zusammenhängen der Kettenbögen hervorgehen, in umfassender Weise behandelte. (Als ein schönes Beispiel, für betreffende Zahlenrechnungen, sind Schnircli’s „Berechnungen der Kaiser-Franzens-Kettenbriicke zu Prag“ in der bereits vorher (S. 373) citirten Schrift zu empfehlen). Später (1839) widmete Poncelet in seiner .Indroduction ä la möcanique industrielle 1 , 2. Auflage demselben Gegenstände einige zwar elementare, aber immerhin werthvolle Betrachtungen und zwar speciell im §. 333 und 338 unter den Ueberschriften ,,Appreciation des effets produits, sur les tiges de Suspension, par la racontre de voitures lourdement chargees“ und „Calculs relatifs aux effets rösultant, dans certains cas, du passage d’une troupe sur les ponts suspendus“. Nachher folgten Carvallo in den .Annales des ponts et chaussöes 1 , T. IV (1852), pag. 211 und Teilkampf in seiner bescheidenen, aber für Studirende und Praktiker empfehlenswerthen Schrift: ,Die Theorie der Hängebrücken, mit be sonderer Rücksicht auf deren Anwendungen 1 . Hannover 1856. In sechs Para graphen dieser Arbeit versucht der Verfasser (recht angemessen) die schwierigen Gesetze der Oscillationen einer Hängebrücke in möglichst einfacher und übersicht licher Weise zu entwickeln.