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§. 29. Vom letzten Drittel des 18. bis zum ersten Drittel des 19. Jahrh. 341 werthvollen Zusätzen, wurde 1819 von Navier besorgt, worüber später Bericht erstattet werden wird. Von einem früheren Werke Belidor’s, betitelt ,Science des ingenieurs etc.‘, verdankt man (1813 und 1830) Navier eben falls neue Bearbeitungen. Die hier beigegebenen Noten Navier’s beziehen sich vornehmlich auf die Theorie des Erddruckes, aut Gewölbe und auf den Widerstand der Hölzer. Das erstgenannte Werk (die ,Architecture hydraulique“) bot den Anfängern namentlich Gelegenheit, die Anwendung der Differenzial- und Integralrechnung auf technische Gegen stände studiren zu können. Um wenigstens auf ein interessantes Beispiel dieser Abthei lung aufmerksam zu machen, werde hier der unter Nr. 527 des ersten Theiles (Erstes Buch, Capitel III) mathematisch behandelten Erscheinung der Bildung von Strudeln und Wirbeln beim Aus- fluße des Wassers aus Bodenmündungen, gedacht, wobei Belidor zu dem Resultate kam, daß so lange die Druckhöhe mehr als % vom Halbmesser, oder % von der Mündungs weite beträgt, durch die eingebildete Röhre hin reichend Wasser zufließt, ist aber die Druckhöhe kleiner, so entsteht der Trichter oberhalb der Mün dung und mit diesem eine Verminderung der Aus flußmenge *). Irrt der Verfasser nicht, so ist Belidor der Erste, welcher (für technische Zwecke) den Ausfluß des Wassers aus vertikalen kreisförmigen Mündungen mit Hülfe der Differenzial- und Integral rechnung behandelte, wobei er allerdings große Mühe hatte (a. a. 0., §. 555) die erforderlichen Integrationen durch Reihen zu be wirken 2 ). Interessant ist endlich noch im ersten Buche der ,Architecture hydraulique“ das, was (§. 613 und 614) Belidor über die Ver wendung der Pito t’sehen 3 ) Röhre, als Instrument zur Ermitt- 1) Man sehe hierüber auch Weisbach's Artikel „Ausfluß“ in Hülße’s ,Maschinenencyklopädie‘, I, S. 598. 2) Man vergleiche hiermit des Verfassers ,Hydromechanik 1 , 2. Auflage, S. 246, wo der Ausfluß des Wassers durch elliptische und kreisförmige Seiten öffnungen erörtert wird. 3) Pitot (geb. 1695, gest. 1771) hat seinen Hydrometer zuerst der Pariser Akademie der Wissenschaften im Jahre 1732 mitgetheilt. (Man sehe die ,Me moiren“ desselben Jahres).