334 §. 29. Erster Theil. Sechstes Capitel. Unrecht „der deutsche Watt“ oder auch „der große astro nomische Mecli aniker“ genannt, würde seine Stelle in unserer Geschichte, besonders seiner heute noch berühmten Theilmaschine, seiner Wassersäulenmaschinen etc. wegen, im zweiten Theile unseres Buches erst finden, hätte er sich nicht um die mathe matische Theorie gußeiserner Röhrenbrücken (im Jahre 1809 bis 1811) verdient gemacht. Er zeigte hierin, daß man mittelst Bogenrippen (aus Rühren von kreisförmigem Querschnitt zusammengesetzt, die durch Flantschen und Bolzen vereinigt werden), gußeiserne Brücken von 300 Fuß und mehr Spannweite (nach flachen Kreisbögen gebildet) solid, dauerhaft und wohlfeil genug herstellen könne. Das hierüber verfaßte Werk erschien zuerst 1811 unter dem Titel ,Theorie der Brückenbögen und Vorschläge zu eisernen Brücken 1 . Es ist dies zugleich der erste Versuch einer Theorie eiserner Röhrenbrücken, die nach flachen Kreis bögen gekrümmt sind 1 ). Reichenbach behandelte die guß eisernen Bogen als Gewölbe und gelangt deshalb auch (a. a. 0., S. 7, §. 5) zu der zuerst von Coulomb aufgestellten Gleichung (S. 240 unseres Buches) F 2 = wobei er den Reibungs winkel <p außer Acht läßt. Die weiteren Rechnungen gründet er herr das mathematisch-mechanische Institut zu München und 1809 mit Fraun hofer und Utzschneider die nachher weltberühmt gewordene optische An stalt in Benediktbeuern, worüber sich inGilbert’s ,Annalen der Physik 4 , Bd. 59, S. 169 unter der Ueberschrift: „Die mechanisch-optische Werkstatt in Benedikt beuern 1 ' ein beachtenswerther Artikel vorfindet. Im Jahre 1808 wird Reichenbach zum bayerischen Salinenrath ernannt. 1814 trennt er sich von Utzschneider und errichtet mit T. Ertel eine neue gleiche Anstalt, die er jedoch 1821 letzterem ganz allein überläßt, nachdem er 1820 Chef des bayerischen Wasser- und Strassenbau-Bureaus geworden war. Nachdem sich Reichenbach auch durch seine Wassersäulenmaschinen (von 1808 bis 1817 etc.) einen neuen Weltruf verschafft und durch verschiedene andere Leistungen im Gebiete der Fein-Mechanik und des rationellen Maschinen baues große Verdienste erworben und alle Intriguen Wi ebek ing* s undBaader s überwunden hatte, war er schließlich königlich bayerischer Director des Ministerial- Bau-Bureaus, Oberst-Berg- und Salinenrath, Mitglied der königlich bayerischen Akademie der Wissenschaften, korrespondirendes Mitglied des königlich französi schen Instituts in Paris und mehrerer Akademien Mitglied. 1) Eine zweite unveränderte Auflage dieser rühmlichen Arbeit des Meisters wurde in München im Jahre 1833, also circa sieben Jahre nach seinem lode, veranstaltet. Dieser Ausgabe sind fünf schöne Kupfertafeln beigegeben.