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332 §. 29. Erster Theil. Sechstes Capitel. bereits oben (S. 438) gerügten Fehler, hinsichtlich der Anwen dung dieser Formel gemacht, d. h. solche für den Fall einer un gleichförmigen Bewegung benutzt, während sie nur für gleichförmige Bewegungen gültig ist 1 ). Für praktische Zwecke hat das genannte Wiebeking’sche große Werk dennoch manchen Werth, weshalb es, vielfacher Ver suchsresultate und Erfahrungswerthen zufolge, auch in der Hy dromechanik“ des Verfassers wiederholt (S. 359 und S. 363) citirt wurde. Was die seiner Zeit viel gerühmten Wiebeking’sehen hölzernen Brücken mit großen Spannweiten betrifft, so wird es genügen, über diese Heinzerling’s Urtheil zu copiren, welches (ganz richtig) also lautet 2 ): „Wiebeking wandte in den Jahren 1807 bis 1811 die ge bogenen Balken zu zahlreichen Ueberbrückungen bayerischer Ströme mit theilweis sehr bedeutenden Oeffnungen an, unter welchen namentlich hervorzuheben sind: die 1807 und 1809 er bauten Sprengwerksbrücken über den Inn zu Neuöttingen mit fünf Bogen von je 31,23 Meter Sehne und über die Regnitz in Bamberg mit einer Oeffnung von 71,8 Meter Spannweite und 5,11 Meter Pfeilhöhe, deren Träger aus dicht aufeinander ge legten Balken bestanden“ 3 ). Der dritte deutsche Gelehrte, Baader 4 ), welcher sich um 1) Die spätere Erfahrung, hinsichtlich des praktischen Werthes derChezy- Eytel wein’sehen Formeln, lehren, daß diese auch bei gleichförmiger Bewegung zu große Geschwindigkeiten liefern, weil beide die Eauhigkeit der Wände außer Acht lassen. Man sehe u. A. meine ,Hydromechanik 1 , zweite Auflage, S. 412 fg. 2) ,Die Brücken der Gegenwart“, III. Abtheil.: .HölzerneBrücken und Lehr- gerüste*. Aachen 1876, S. 1 und 2. 3) Schöne Abbildungen und Beschreibungen dieser (seiner Zeit berühmten) Brücken finden sich in dem angegebenen Werke Wiebeking s. 4) Joseph von Baader wurde 1763 zu München geboren und starb ebendaselbst 1835. Ursprünglich hatte Baader Medicin studirt und auch m dieser Wissenschaft den Doctorgrad erworben, entsagte jedoch dieser Richtung bald und widmete sich dem Studium der Technologie und des Maschinenwesens. Bereits 1798 wurde er, wegen seiner großen Talente in den letztgenannten Fächern, zum Director der Maschinen und des Bergbaues in Bayern ernannt m welcher Stellung er 1808 zum Geheimen Rath bei der General-Direction des Bergbaues und der Salinen avancirte. Wiederholte Reisen nach England und Frankreich machten ihn auf gewichtige Mängel im deutschen Maschinen- und Transportwesen aufmerksam, um deren Abhülfe er sich bemühte und über deren Erfolge im zweiten Theile unseres Geschichtswerkes berichtet werden wird.