Volltext Seite (XML)
§. 29. Vom letzten Drittel des 18. bis zum ersten Drittel des 19. Jahrh. 327 Von deutschen Männern sind, vor dem bemerkbaren Auftreten der drei französischen Reformatoren Navier, Corio- lis und Ponceiet, höchstens vier, nämlich Langsdorf, Wiebeking, Baader und Reichenbach zu nennen, welche sich Verdienste um die technische Mechanik erwarben. Am meisten für mechanisch technisch-wissenschaftliche Zwecke geschrieben hat seiner Zeit Langsdorf 1 ), wobei freilich das Quantum außer allen Verhältnissen mit dem Werthe des In haltes steht. Wie es Pflicht eines jeden unbefangenen, ehrlichen Geschichts schreibers ist, bemüht sich der Verfasser, im Nachstehenden aus den Langsdorf’sehen Arbeiten einiges des Bemerkenswerthen hier kurz mitzutheilen. Nachdem er 1791 bis 1792 Bossut’s ,Hydraulik“ 2 ) unter Beifügung vieler (meist überflüssiger) Noten übersetzt und damit dem deutschen Publikum (dem eine brauchbare, auf Erfahrung gestützte Hydrodynamik allerdings ein großes Bedürfniß war) nicht geringe Dienste geleistet hatte, fühlte sich L an gs d o r f veranlaßt schon 1794 ein selbständiges ,Lehrbuch der Hydraulik“ erschei nen zu lassen 3 ), in welchem er die mathematische Theorie nach 1) Carl Christian von Langsdorf wurde 1757 zu Nauheim (zwischen Gießen und Frankfurt a. M.) geboren und starb 1834 in Heidelberg. Nach wahr scheinlich vorausgegangener guter Schulbildung und nachdem sich Langsdorf den Giad eines Doctors der Philosophie (in Gießen?) erworben hatte, wurde er 1771 Praktikant auf der Saline zu Salzhausen in der Wetterau, war von 1782 bis 1783 Docent an der Universität Gießen und 1784 wieder Inspector der Saline zu Gernbronn im Anspachschen. Von 1796 bis 1804 war Langsdorf Professor der mechanischen Wissenschaften an der Universität Erlangen, von 1804 bis 1806 Professor an der Universität Wilna und nachher bis zu seinem Tode ordent licher Professor an der Universität Heidelberg. 2) Man sehe über Bossut’s ,Hydrodynamik“ auch des Verfassers Hydro mechanik“, S. 192 , 199, 222, 242 fg. Langs.dorf hebt ganz richtig (in der Vorrede VIII und IX) die großen Verdienste Bossut’s um die technische Hydrodynamik hervor, welche darin bestehen, die Theorie nie allein, sondern immer nur Hand in Hand mit der Erfahrung, zu empfehlenswerthen Re sultaten gelangen zu lassen. Langsdorf bedauert dabei (ebenfalls richtig), daß sich deutscher Fleiß, deutsche Denkkraft, deutscher Beobachtungsgeist die Ehre habe rauben lassen, eine wirkliche Hydrodynamik und keine hypothetische zuerst gelehrt zu haben. Langsdorf behauptet, daß dies Deutschland nicht habe entgehen können, hätten diejenigen, welche nothwendige Versuche hätten unterstützen können, mehr Verständniß für die Beförderung nützlicher Kenntnisse gehabt etc. 3) In der Vorrede zu diesem Buche kritisirt er alle die Männer seinerzeit,