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§. 4. Aelteste Zeit. 15 Ebendaselbst ermittelt Arcliimedes (auf synthetischem Wege) insbesondere die Schwerpunkte ebener Flächen. Die 'be treffenden Ableitungen zeugen ebenfalls von großem Scharfsinne. Die zweite der aus dem Gebiete der Mechanik erhaltenen Schrift des Arcliimedes (No. 7, Note 3), welche von den im Wasser schwimmenden Körpern handelt, hat das Schicksal ge hübt, nicht in griechischer Sprache, sondern durch arabische Vermittlung und zwar in höchst defecter Gestalt auf uns zu ge langen 1 ). Wir copiren hier einige Hauptpunkte dieser Schrift: 1. Die Oberfläche einer jeden zusammenhängenden Flüssig keit im Zustande der Ruhe ist sphärisch und der Mittelpunkt der zugehörigen Kugel ist einerlei mit dem Mittelpunkte der Erde. 2. Feste Körper, welche schwerer als eine Flüssigkeit, in diese eingetaucht werden, sinken, so lange sie noch tiefer kom men können, und werden in der Flüssigkeit um so viel leichter, als das Gewicht einer Masse Flüssigkeit von der Größe der ein getauchten Körper beträgt 2 ). Der König hierüber verwundert, ließ ein Frachtschiff schwer beladen und stellte an Archimedes das Ansinnen, dasselbe mit seiner eigenen Kraft aus dem Wasser an das Land zu ziehen. Archimedes setzte sich, nach getroffenen Anordnungen, in einiger Entfernung vom Schiffe nieder und bewegte sachte und ohne Anstrengung mit der Hand das Ende eines Flaschenzuges, womit er das Schiff, ohne den geringsten Anstoß, so sanft nach sich hinzog, als wenn es über das Meer hinglitte. Der König, der darüber erstaunte, und die außerordentliche Wirkung dieser Kunst einsah, beredete den Archimedes, ihm allerhand Be lagerungsmaschinen, sowohl zum Angriff, als zur Vertheidigung zu verfertigen. In unserer Quelle wird nun weiter berichtet, wie Archimedes diesem Befehle des Königs nachgekommen ist und Maschinen construirte, welche den .Körnern bei der Belagerung von Syrakus unterMarcellus’ Führung höchst ver derblich wurden. Im Nachstehenden noch ein Curiosum: Gerstner. in seiner ,Mechanik 4 , Bd. I, S. 77, bemühte sich seiner Zeit (für österr. Maße und Gewichte) die Länge des zur Hebung der Erde er forderlichen Kraft-Hebelarmes unter der Voraussetzung zu berechnen, daß die betreffende Kraft das Gewicht eines Menschen, im Betrage von 150 Pfd. und die Länge des Lasthebels 1 Zoll sei. Vorher ermittelte er das Gewicht der Erde (2Y4Centner pro Cubikfuß) zu 82 707 950 738396198 724 012 Centner. Das betreffende Resultat war: 191453 589 672 213 423 Meilen als Krafthebellänge. 1) Dühring, a. a. O. §. 7. 2) In den gegenwärtigen Lehrbüchern der Hydrostatik wird dieser Satz kürzer in folgender Weise ausgedrückt: „Ein in eine Flüssigkeit getauchter Körper verliert so viel an seinem Ge wichte, als das Gewicht der von ihm verdrängten Flüssigkeit beträgt“.