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296 §. 27. Erster Theil. Sechstes Capitel. Der bereits in Gauß’ Biographie (S. 291, in der Note) ge dachten, von ihm gemachten Erfindung des Telegraphirens durch Ablenkung der Magnetnadel fügen wir, der außerordentlich großen praktischen Bedeutung der Sache wegen, noch den Inhalt eines Briefes bei, welchen er unterm 20. November 1833 an Olbers in Bremen schrieb und der folgendermaßen lautet 1 ): »Ich weiß nicht, ob ich Ihnen schon früher von einer groß artigen Vorrichtung, die wir hier gemacht haben, schrieb. Es ist eine galvanische Kette zwischen der Sternwarte und dem physikalischen Cabinet, durch Drähte in der Luft über die Häuser weg, oben zum Johannisthurm hinauf und wieder herab gezogen. Die ganze Drahtlänge wird etwa 8000 Fuß sein. An beiden Enden ist sie mit einem Multiplicator verbunden, bei mir von 170 Gewinden, bei Web er im physikalischen Cabinet von 50 Ge winden, die nach meiner Einrichtung aufgehängt sind. — Ich habe eine einfache Vorrichtung angebracht, wodurch ich augen blicklich die Richtung des Stromes umkehren kann, die ich einen Commutator nenne. Wenn ich tactmäßig an meiner galvanischen Säule operire, so wird in sehr kurzer Zeit (z. B. in 1 oder 1*4 Minuten) die Bewegung der Nadel im physikalischen Cabinet so stark, daß sie an eine Glocke anschlägt, hörbar in einem anderen Zimmer. Wir haben diese Vorrichtung bereits zu telegraphischen Versuchen gebraucht, die sehr gut mit ganzen Wörtern oder kleinen Phrasen gelungen sind. Diese Art zu telegraphiren hat das Angenehme, daß sie vom Wetter und Tageszeit ganz unab hängig ist; jeder, der das Zeichen giebt und der dasselbe empfängt, bleibt in seinem Zimmer, wenn er will bei verschlossenen Fenster läden. Ich bin überzeugt, daß unter Anwendung von hinlänglich starken Drähten auf diese Weise auf einen Schlag von Göt tingen nach Hannover oder von Hannover nach Bremen telegra- phirt werden könnte“. Nach Sartorius v. Waltershausen (a. a. 0., S. 63) er- kung etc. Von Lehrbüchern der Mechanik, welche vorzugsweise für studirende Techniker bestimmt sind, verdient zur Zeit allein dasjenige Ritter s in Aachen, ,Die analytische Mechanik' hinsichtlich der Anwendung des Gauß sehen Prin- cipes des kleinsten Zwanges, empfohlen zu werden. 1) Nach Prof. ErnstSchering’s .Festrede“ (S. 15), am Tage der Wieder kehr (30. April 1877)des „hundertjährigen Geburtstages Carl Friedri ch Gauß“. Vorgetragen in der öffentlichen Sitzung der königlichen Gesellschaft der Wissen schaften zu Göttingen. (Verlag der Dieterich’schen Buchhandlung, 1877).